Volker Pispers: Der lauernde Läster-Löwe

Kabarett: Volker Pispers bringt mit galliger Gesellschaftskritik und harscher Häme sein Publikum zum Lachen.

Lobberich. Das soll zum Lachen sein? Mehr Verkehrstote als Terroropfer, ungerechtes Wirtschaftssystem, verlogene Politik - alles gar nicht lustig. Und doch schütteln sich die Leute vor Lachen, denn Volker Pispers demonstriert, dass politisches Kabarett richtig Spaß machen kann. So am Donnerstagabend in der Werner-Jaeger-Halle, wo der Kabarettist über drei Stunden gallige Gesellschaftskritik und hintergründigen Humor ablieferte.

Harmlos tat er mitunter, der bärtige Künstler: Warum in Düsseldorf so viele Leute Luxusautos fahren, habe seinen Grund: "Weil sie Straßenbahn nicht auf Pump fahren können!" Und schon war er mitten im Thema Wirtschaftspolitik, prangerte ganz schön böse ein System an, das dem Volk was vorgaukle: "Reich kann jeder werden, aber nicht alle."

Sprachlich hat er was drauf, formulierte so, dass man eigentlich zustimmend nicken müsste - und stattdessen lacht: "Wir brauchen einen Schlichter, aber schlichter als Merkel geht es nicht", stellte Pispers die Kanzlerin bloß, die er nachäffte, wie sie versuche, "der Krise ein Gesicht zu geben".

Ein Gesicht gab Pispers selbst- dem politischen Kabarett auf hohem Niveau. Grinste spitzbübisch, zog die Augenbrauen hoch, tat staunend ahnungslos und stichelte: "Wir haben mehr Handys als Deutsche, die sie bedienen können."

Wedelte mit den Händen wie ein Prediger, ging jedoch zur Kirche auf kritische Distanz, geißelte ihr verknöchertes System. Stolzierte dabei zurück, seitwärts und vor zum Bühnenrand als personifizierter lauernder Läster-Löwe im Kabarett-Käfig. Mit harscher Häme entlarvte Pispers die künstlich geschürte Angst vor Terrorismus, gebe es doch mehr Todesopfer durch Alkohol am Steuer als durch Anschläge: "Allein Paulaner ist erfolgreicher als Al Quaida!" Und ein Pispers ist besser als alle Polit-Propheten: "Das Schlimmste wär’, wenn wir Deutschen aussterben und es ist noch Rente über!"