Konzert in Kempen Von der Klassik hin zur Moderne

Kempen · Zum wiederholten Male wurde das Morgenstern Trio in der Paterskirche gefeiert. Catherine Klipfel, Stefan Hempel und Emanuel Wehse begeisterten mit einem bemerkenswerten Programm.

Das Morgenstern Trio mit Pianistin Catherine Klipfel, Geiger Stefan Hempel und Cellist Emanuel Wehse trat in der Paterskirche auf.

Foto: Norbert Prümen

. (oeh) Gut vier Jahre nach seinem letzten Konzert in der Paterskirche machte das Morgenstein Trio – eines der führenden deutschen Klaviertrios, das internationale Bedeutung genießt – wieder einmal in Kempen Station. Die deutsch-französische Pianistin Catherine Klipfel, der Geiger Stefan Hempel und der (in Kempen geborene) Cellist Emanuel Wehse begannen ihr bemerkenswertes Programm mit dem Klaviertrio c-Moll, op.1 Nr.3, das Ludwig van Beethoven im Jahre 1793 in Wien zum ersten großen Erfolg verhalf. Hier werden erstmalig bei dieser Kompositionsform die drei Instrumente gleichwertig behandelt und entsprechend gefordert.

Kein Problem für die seit 2005 miteinander musizierenden Künstler: So brillant wie einfühlsam und mit bewundernswerter Leichtigkeit leitete die Pianistin unaufdringlich das Geschehen, das sonor-warme, weit ausschwingende Cello bildete ein zuverlässiges Fundament, und der edle Geigenton überstrahlte das stets homogene Musizieren. Stellvertretend sei der großartig gelungene zweite Satz des Beethoven-Opus – eine mehrfach variierte Liedweise – erwähnt.

Während der Corona-Zwangspause beschäftigten sich die Morgensterns mit dem einzigen bekannten Werk des englischen Komponisten Gustav Holst (1874-1934), „Die Planeten“, bekannt in der Fassung für großes Orchester. Der Cellist Georg Oyen schuf für sie eine Klaviertriofassung der Sätze „Venus“ und „Mars“. Letztere erklang in der Paterskirche – ein Tongemälde, das den Interpreten Extremes abverlangt, aber nur wenig Parallelen zu der pompösen Orchesterfassung birgt.

Korrespondierend zu ihrem Planentenprojekt vergaben die Musiker Kompositionsaufträge, unter anderem an den in Meerbusch wirkenden Komponisten Thomas Blomenkamp (*1955). So entstand „Les paysages de Mars“ = „Die Landschaften des Mars“, das vor zwei Jahren durch das Morgenstern Trio in der Hamburger Elbphilharmonie seine Uraufführung erlebte. „Torso“ hat der Komponist sein Opus genannt – es bildet das verwitterte Vulkangestein ebenso ab wie die martialische Komponente, die der Mars als der römische Gott des Krieges hat – auch Momente lyrischer Schönheit fehlen nicht. All das wusste das Trio eindrücklich dem am Schluss ausdauernd applaudierenden Publikum zu vermitteln.

Dass das einzige Klaviertrio Maurice Ravels (1875-1937) zu den Lieblingsstücken der Gäste zählt, war ihnen angesichts ihrer fein austarierten und in jeder Weise makellosen Wiedergabe sehr wohl anzumerken. Das teils von baskischer Musik inspirierte Werk, das Debussys Einfluss ebenso wenig verleugnen kann wie die neoklassizistischen Strömungen jener Zeit, wurde mit von Bravi begleitetem Beifall belohnt. Zum Dank gab es noch eine Zugabe der französischen Komponistin Nadia Boulanger.