Welche Schule soll es sein?

Die Stadt will im Norden die katholische Schule erhalten. Eltern der Fröbel-Schule kämpfen aber für eine Befragung.

Kempen. Nachdem die WZ am Dienstag exklusiv über das drohende Aus für die Friedrich-Fröbel-Schule berichtet hat, gehen die Diskussionen über die Zukunft der Schulen im Kempener Norden weiter. Am Montagabend stellten sich Beigeordneter Michael Klee und Schulamtsleiterin Elfi Böhm bei einem internen Info-Abend in der Fröbel-Schule den Fragen der Eltern.

Die Stadt plant, die Gemeinschaftsgrundschule auslaufen zu lassen, weil sie nicht mehr ausreichend Schüler hat. Laut Verwaltungsvorlage für den Schulausschuss erreicht die Fröbel-Schule im kommenden Schuljahr nicht mehr die vorgeschriebene Mindestzahl von 18 Kindern für eine Eingangsklasse. Nur als Ausnahmefall könne die Klasse gebildet werden. Für das Schuljahr 2013/14 ist die Stadt aber von der Schulaufsicht zum Handeln gezwungen worden. Geht es nach der Verwaltung soll es dann keine 1. Klasse mehr geben. Drei Jahre später bliebe die katholische Astrid-Lindgren-Schule die einzige Grundschule im Kempener Norden.

„Frau Böhm und Herr Klee haben uns zu verstehen gegeben, dass dieses Verfahren der Wille der Verwaltung ist“, berichtet Oliver Köchlin, Vertreter der Fröbel-Eltern, vom Info-Abend. Ein Bestimmungs-Verfahren, in dem beide Schulen aufgelöst würden und dann die Eltern in einer Befragung über die Ausrichtung einer neu zu gründenden Schule entscheiden, komme für die Stadt nicht in Betracht.

Dabei stützt sich die Stadt Kempen auf die Anmeldezahlen, die an der Lindgren-Schule seit Jahren stabil sind. Derzeit besuchen 185 Kinder die Einrichtung an der Straelener Straße 2. Im nächsten Schuljahr werden es sogar 204 sein. Im Gegensatz dazu sind laut Stadt 92 Kinder auf der Fröbel-Schule — im nächsten Jahr nur noch 79. „Aus Sicht der Verwaltung wäre es schön, wenn im Hagelkreuz-Viertel beide Grundschularten erhalten bleiben können. Es ist jedoch unvermeidlich, die Realitäten zur Kenntnis zu nehmen“, so die Stadt.

Die Befürchtung einiger Fröbel-Eltern, dass die katholische Lindgren-Schule nicht die kulturelle und konfessionelle Vielfalt des Viertels widerspiegelt, hat die Verwaltung nicht. Die Astrid-Lindgren-Schule sei keine „lupenreine“ katholische Grundschule mehr. Die Zahlen des laufenden Schuljahres: 104 Kinder (56,22 Prozent) sind katholisch, 49 (26,49 Prozent) evangelisch und 32 (17,3 Prozent) haben eine andere oder keine Religionszugehörigkeit.

Monika Wittler, Pflegschaft der Astrid-Lindgren-Schule

„An unserer Schule sind viele Kinder eines anderen, zum Beispiel des muslimischen, Glaubens“, sagt auch Monika Wittler, Mitglied der Schulpflegschaft. Die Eltern dieser Kinder hätten kein Problem mit der konfessionellen Bestimmung der Lindgren-Schule. „Schließlich haben sich die Eltern für diese Schule entschieden, weil sie von den Konzepten überzeugt sind“, so Wittler, die zum Beispiel auf ein erfolgreiches Musik-Projekt (Trommeln Kreismusikschule) verweist.

Wie die Verwaltung findet Wittler, dass die Zahlen eine klare Sprache sprechen: „Unsere Schule ist seit Jahren gleichbleibend beliebt. Das ist eine Bestätigung der hervorragenden Arbeit des Kollegiums.“ Deswegen bestehe kein Grund, die Ausrichtung der Schule zu hinterfragen und ein Bestimmungs-Verfahren durchzuführen.

Dieses Verfahren wird aber weiterhin von den Eltern der Fröbel-Schule gewünscht. „Das wäre ein demokratisches Verfahren, in dem alle Eltern ihre Meinung äußern könnten“, sagt Oliver Köchlin. Nach Angaben der Verwaltung würden in diesem Verfahren alle Eltern von Kindern aus Kempen-Nord- und Süd sowie aus St. Hubert befragt, deren Kinder die Klassen 1 bis 3 besuchen. Hinzu kämen die Eltern, deren Nachwuchs 2013/14 eingeschult wird. „Sollten sich die Eltern dann für die katholische Ausrichtung entscheiden, werden wir das demokratische Ergebnis akzeptieren“, so Köchlin.

Er und andere Vertreter der Elternschaft der Fröbel-Schule sind über eine Formulierung in der Verwaltungsvorlage „mehr als empört“: „Es ist sehr fraglich, ob eine ,neue’ Grundschule, die aller Voraussicht nach eine Gemeinschaftsgrundschule wäre, den guten Ruf der Astrid-Lindgren-Schule mitnehmen könnte“, steht in der Vorlage. „Das empfinden wir als klare Abwertung der Arbeit an unserer Gemeinschaftsgrundschule. Das kann die Stadt so nicht stehen lassen“, sagt Köchlin.

Am Montag um 18 Uhr im Schulausschuss wird das Thema erstmals im politischen Raum diskutiert. Geplant ist, dass der Rat am 20. September einen Beschluss über die neue Organisation im Kempener Norden fasst.