Werbering krempelt sich um

Die Kaufmannschaft will wachsen, um die Bedrohungen im Handel zu stemmen.

Kempen. 160 Einzelhändler gibt es in der Altstadt, nur 73 davon sind im Werbering. "Das kann so nicht bleiben", sagte sich Werbering-Chef Reinhard Stein. Also entwickelte das Führungsteam der Altstadt-Kaufmannschaft ein Paket, das die Mitglieder jetzt absegneten. "Ich nenne es die innere Runderneuerung des Werberings", sagt Stein mit Blick auf die Tatsache, dass der Händler-Zusammenschluss in diesem Jahr 40. Geburtstag feiert.

Dahinter steckt ein neues Beitragssystem, das Mitglieder halten soll und ein Angebot für die Mehrheit der Außenstehenden sein soll. Berechnet wird der Beitrag nicht mehr nach Umsatz, sondern nach Quadratmeterzahl des Ladens. Hintergrund: Viele Geschäfte, insbesondere die Filialisten, tun sich schwer, ihre Zahlen offen zu legen.

Die neue Preis-Staffelung ist in sieben Kategorien unterteilt. Stufe 1 ist beispielsweise die Quadratmeterzahl von 1 bis 50: Dieser Einzelhändler zahlt 25 Euro im Monat an den Werbering. Das Gros der Händler fällt unter Stufe 2 (51-100qm), wo 45 Euro anfallen. Unter Stufe 7 (über 500qm, 140 Euro) fallen nur einige, allerdings für den Werbering interessante Geschäfte, beispielsweise Klauser, der Nachfolger von Schuh+Sport Krahn.

Weiterer Vorteil laut Stein: Für die meisten Einzelhändler, die bereits Mitglied sind, wird’s billiger als bislang. Auf der anderen Seite verhehlt der Werbering-Chef nicht, dass durch Wegfall einiger "ganz dicken Batzen" wie Krahn und demnächst Stuckmann und Niermann aus der Händlerschaft bis zu 20 Prozent weniger auf das Werbering-Konto überwiesen werden.

Als zweites Bonbon haben Stein & Co. ein Schnupperjahr entwickelt. Will sagen: Zwölf Monate keine Beitragspflicht, aber der Händler oder Gastronom hat alle Rechte und Pflichten eines Vollmitglieds. Das hat beispielsweise Armin Horst, Betreiber von Restaurant Ellen-Poort und Lokal Treppchen, dazu bewogen, sofort und als erster Gastronom Vollmitglied zu werden.

Heißt konkret, wer in Horsts Haus in ein Steak beißt oder einen Bierabend verbringt, bekommt auch Weihnachtsmärkchen und kann noch etwas gewinnen.

Die dritte Säule in Sachen Runderneuerung: Im Rathaus wird ein City-Management installiert, das die Interessen des Kempener Einzelhandels unterstützt. Auslöser hierfür war ein Gespräch im März zwischen den Spitzen von Werbering und Stadt.

"Ich hätte nicht gedacht, dass der Einzelhandel so dramatischen Veränderungen unterworfen ist", ist der 1. Beigeordnete Volker Rübo nach diesem Gespräch Feuer und Flamme für das bei der Stadtverwaltung angesiedelte Management. Stein dazu: "Wir haben keine Leerstände, müssen aber alles daran setzen, dass das auch so bleibt."

Aus der Politik wurde bereits breite Zustimmung signalisiert. Wie das Büro künftig aufgestellt ist und wer es führen wird, steht noch nicht fest. Rübo: "Da reicht ein Dellmans allein sicher nicht."