Wie soll Kempen Opfern gedenken?

Die Diskussion um die Stolpersteine läuft. Die WZ möchte Ihre Meinung wissen.

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Kempen. Das Signal des Kulturausschusses war deutlich: Mit 10:4 Stimmen gaben die Politiker die Empfehlung aus, Stolperteine zum Gedenken an die Opfer des Holocaust in Kempen zu verlegen. Die Initiative, der Vertreter von vier weiterführenden Schulen und der evangelischen Kirchengemeinde angehören, hat damit vor der finalen Entscheidung des Stadtrates am 18. Dezember ordentlich Rückenwind bekommen.

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Ob der zweite Versuch, die Kunstaktion des Kölners Gunter Demnig genehmigen zu lassen, Erfolg haben wird, ist aber trotzdem offen. Wie schon bei der Ablehnung der Stolpersteine 2011 wird die Abstimmung im Rat wohl eine geheime werden.

Sind die Stolperteine geeignet, um adäquat an die Opfer der Gräueltaten der Nazis zu erinnern? Unter anderem über diese Frage wird in der Stadt derzeit viel diskutiert. Nun hat sich auch der Kempener Propst Thomas Eicker eingeschaltet. In der aktuellen Ausgabe des Pfarrbriefes der Gemeinde St. Mariae Geburt macht er deutlich, dass er kein Freund der Stolpersteine ist.

„Grundsätzlich ist festzuhalten, dass jedes Bemühen um das Erinnern und das Nichtvergessen der Gräueltaten, die in unserem Land verübt wurden, zu begrüßen ist“, schreibt Eicker an die Gemeindemitglieder. Sicher gebe es auch Gründe, sich für die Stolperteine auszusprechen. „Es gibt aber genauso gute Gründe, diese Form der Erinnerung abzulehnen, da sie mittlerweile inflationär ist und der individuellen Persönlichkeiten, deren gedacht werden soll, nicht gerecht wird“, so Eicker.

Ähnlich hatte Volker Rübo (CDU) im Kulturausschuss argumentiert. Der Bürgermeister berief sich dabei auf einen Vortrag, der einst anlässlich einer Gedenkstunde gehalten wurde. Darin wurde gesagt, „dass Deutschland regelrecht von Stolpersteinen überschwemmt“ werde. Die Befürworter sehen genau darin den Sinn der Stolpersteine.

„Deutschland wurde von 1933 bis 1945 vom Grauen der Naziherrschaft überschwemmt. Dies wird durch die Stolpersteine sichtbar“, sagt Pfarrer Roland Kühne. Der evangelische Theologe und Lehrer am Berufskolleg gehört zur Initiative, die den Antrag zur Verlegung der Stolpersteine gestellt hat.

Vor allem junge Menschen bringen derzeit in Kempen zum Ausdruck, dass sie sich die Stolperteine zum Gedenken wünschen. Schüler des Berufskollegs äußerten schon vor Wochen, dass sie die bestehenden Gedenkmöglichkeiten nicht wahrnehmen würden: „Die Stele am Rathaus hat nicht so den Effekt wie die Stolpersteine .Eine Tafel fällt im Alltag nicht so auf“, sagte eine Schülerin bei der Übergabe des Antrags an Bürgermeister Volker Rübo.

Pfarrer Kühne und Ute Gremmel-Geuchen, Vorsitzende der Schulpflegschaft am Gymasium Thomaeum, sprechen in diesem Zusammenhang vom „pädagogischen Ansatz der Stolpersteine“.

Die Meinungen zum Thema sind vielfältig, die Diskussion läuft. Die WZ interessiert sich für Ihre Meinung. Am Donnerstag ist das WZ-Mobil in der Altstadt.