Wo der Wein zuhause ist
Straeten: Der 132 Jahre alte Stammsitz des Traditionshauses am Rande der Altstadt wird wieder hergerichtet. Clou ist der Gewölbekeller.
Kempen. Im Gewölbekeller des Hauses Hülser Straße 3 kommt Claudia Straeten schnell ins Schwärmen. Dort befindet sich der Stammsitz des Kempener Traditions-Unternehmens. Und Claudia Straeten ist die Chefin.
"Wir haben in den letzten Wochen den Putz abgeschlagen und die schönen alten Steinmauern wieder freigelegt. Hier werden in Zukunft Weinverkostungen in einem urgemütlichen Rahmen voller Atmosphäre stattfinden können."
Bislang wurden die Kellerräume als Weinlager genutzt. Im August letzten Jahres kam die Idee auf, in den Häusern Hülser Straße 1 und 3, die ineinander übergehen, im Innenhof und auf dem Dach des Weinlagers umfassende Änderungen durchzuführen.
Seitdem das Haus Hülser Straße 3, in dem im Jahre 1875 das Unternehmen vom Großvater Gisbert Stefan gegründet wurde, nicht mehr vermietet ist, haben die Handwerker das Sagen. Die gediegene alte Holztreppe ist abgezogen worden und wird jetzt in einem Hell-Dunkel-Kontrast gestrichen. Die Wände - einige mussten versetzt, andere neu gezogen werden - sind in einem pastellfarbenen Gelbton gehalten: Modernes Wohnen in alten Mauern. Im Juni hofft Claudia Straeten, ihr neues Domizil beziehen zu können.
Der große Raum im Erdgeschoß mit feinem Stuck an der Decke soll 30 Personen Platz bieten und Weinverkostungen mit kleinen Köstlichkeiten wie Pasteten, Käse, mediterranen Leckereien und Schokolade den adäquaten Rahmen bieten. An den Wänden wird Platz sein für die Ahnengalerie der Straetens, eine alte Truhe soll dem lichten Zimmer Charakter geben - Claudia Straeten legt halt Wert auf Stil und Atmosphäre.
Der Raum nebenan, der seit Gründung des Weinhauses für Verkostungen genutzt wurde, soll in seinem alten Charakter erhalten bleiben, "symbolisiert er doch ein starkes Stück Familien- und Firmengeschichte", betont Claudia Straeten.
Oma Gretchen, der gute Geist der Firma in früheren Zeiten, wusste dort in vergangenen Tagen so manche Anekdote zu erzählen. Alte Rechnungsbücher geben noch heute Auskunft darüber, wer welchen Wein und wie viel vor über 130 Jahren bei Straeten gekauft hat. Der Raum wird aufgefrischt und von einigen Gerätschaften geräumt.
Auf dem Dach des Weinlagers soll eine Terrasse genutzt werden, die einen herrlichen Blick über die Dächer von Kempen ermöglicht - schließlich befindet sich Straeten am Rande der wunderschönen Kempener Altstadt. Im Innenhof wird mit viel Lichteffekten und Stehtischen eine Art Weingarten zum Verkosten der edlen Tropfen geschaffen, von dem aus eine Wendeltreppe nach oben führt und den Zugang zur Dachterrasse ermöglicht.
Der Clou ist aber der wieder freigelegte und von allen Weinlagerungen befreite Gewölbekeller. Auch er wird mit Licht eine besondere Gemütlichkeit innerhalb der dicken alten Steinmauern erhalten. In den hintersten Winkeln führt Claudia Straeten zu den Schätzlein, die dort seit alters her lagern: alte Flaschen, Kisten, die schon zum Weintransport genutzt wurden, als noch Pferdewagen den Transport besorgten, dicke Krüge, Ballonflaschen, Alkoholmessgeräte, Kupfertrichter und Zapfhähne. Vom "Spiel ohne Grenzen", an dem die Stadt Kempen einst im Fernsehen teilnahm, sind noch Turmflaschen erhalten, die ihr Vater Herbert mit Genever füllte.
Diese Schätzlein sollen im Gewölbekeller Atmosphäre schaffen. Das gilt auch für die Nischen, in denen Weinraritäten hinter - ebenfalls noch von früher vorhandenen - Eisengittern sichtbar gelagert werden.
"Im Spätsommer sollen die Umbauten abgeschlossen sein", schätzt Claudia Straeten. Dann bleibt noch ein Traum noch offen: Ein klimatisierter begehbarer Raum im Keller zur optimalen Weinlagerung.