Zwei Amerikaner an der Liebfrauenschule
In dieser Zeit haben sie viele Erfahrungen gesammelt. „Ich habe mich sehr verändert“.
Mülhausen. Fast ein Jahr war die 17-jährige Ysabel Riina von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt. Am 4. August 2011 tauschte die Amerikanerin ihre Heimat Kalifornien für elf Monate gegen den Niederrhein, wohnte bei einer Gastfamilie in Kerken und besuchte die Liebfrauenschule in Mülhausen. Ermöglicht hat ihr dies ein Stipendium des Parlametarischen Patenschaft-Programms des Bundestags, ein Austauschprogramm zwischen Deutschland und den USA.
„Meine Mutter ist auch mit 17 für ein Jahr nach Deutschland gegangen“, erzählt Ysabel. „Mit dem gleichen Programm.“ Die Schülerin sprach vor ihrer Ankunft noch kein Deutsch. „Ich konnte nur ,Käse’ sagen“, erinnert sie sich.
Ganz anders Creighton Barry, der ebenfalls mit einem Stipendium das Schuljahr an der Liebfrauenschule verbrachte. Der 19-Jährige aus dem Bundesstaat Washington hatte schon ein paar Jahre Deutsch-Unterricht in der High School. Die hat er schon beendet. Sein Jahr in Deutschland diente der Vorbereitung aufs Studium: „Ab Herbst will ich in Seattle Politik studieren.“
Gerade erst hat er mit den anderen Austausch-Schülern Berlin und die dortige Amerikanische Botschaft besucht. „Das war sehr interessant. Ich kann mir gut vorstellen, später als Diplomat nach Deutschland zurückzukommen.“
Doch nicht nur die Sprache war anfangs gewöhnungsbedürftig. „Ich hätte nicht gedacht, wie direkt die Deutschen sein können“, sagt Creighton. „Meine Gastmutter sagt sofort, wenn ihr etwas nicht passt, zum Beispiel, wenn ihr meine Hose zu tief hängt. Böse meint sie das ja nicht.“ Aber er habe auch mehr Freiheiten und Verantwortung bekommen: „Das hat mich selbstständiger gemacht.“
Kurz vor der Rückkehr in die Heimat schwanken die Emotionen zwischen Vorfreude und Unsicherheit: „Ich habe gemischte Gefühle, schließlich habe ich mich sehr verändert in der Zeit“, sagt Ysabel. „Ich frage mich, ob meine Freunde zu Hause noch zu mir passen werden.“ Ihre Freunde in Deutschland werde sie jedenfalls sehr vermissen.
Auch Creighton hat es gut gefallen: „Besonders die Sprache wird mir fehlen.“ In den USA habe er nur wenig Gelegenheit, Deutsch zu sprechen. Und Fußball schaue man dort auch nicht so häufig. Der 19-jährige hat sich vor allem äußerlich verändert: „Ich habe 30 Kilo abgenommen.“ Verantwortlich dafür seien weniger Fast Food und mehr Sport. „Mal sehen, ob mich eine Familie wiedererkennt.“