„Kein Bock auf Nazis“
Das „Netzwerk Buntes Kempen“ startete gestern seine Aufklärungsarbeit an Schulen. Weitere Aktionen sollen folgen.
Kempen/Tönisberg. Ein Fingerabdruck in allen Regenbogenfarben — so bunt wie die Völker der Erde: So sieht das Logo des „Netzwerkes Buntes Kempen“ aus, dessen Vertreter am Freitag auf zwei Schulhöfen und auf dem Tönisberger Wochenmarkt zu Gast waren. Dort informierten sie über ihre Arbeit und leisteten Aufklärungsarbeit gegen Extremismus. Es war die erste Netzwerk-Aktion dieser Art, weitere werden folgen.
In der ersten großen Pause waren die Flyer auf dem Infotisch an der Erich Kästner Realschule schnell vergriffen. Ein Plakat verdeutlichte, worum’s geht: „Kein Bock auf Nazis“. Rebekka Atakan verteilte Flyer und diskutierte wie auch ihre Netzwerk-Kollegen Steffen Reimer, Lars Schmied und Mathias Herwix mit den Realschülern das Thema Extremismus.
„Keine Ahnung, ob es eine rechtsradikale Szene in Kempen gibt“, sagt Nadja Lubinskaja. Diese Frage muss leider mit „Ja“ beantwortet werden. Ende vergangenen Jahres sorgten Presseberichte und Internetvideos über kleinere Demonstrationen der rechtsorientierten NPD für Aufregung. Die Kempener Parteien wurden mit dem Vorwurf konfrontiert, die rechte Szene zu ignorieren, anstatt etwas dagegen zu tun. Die Antwort der Fraktionen folgte in der Ratssitzung im Dezember 2011: Bürgermeister Volker Rübo bekam für die Verlesung einer gemeinsamen Resolution gegen Rechts viel Beifall.
Das rief die städtische Schülervertretung (SV) auf den Plan. Deren Vorsitzender Mathias Herwix machte sich für die Gründung eines Bündnisses gegen Extremismus stark. Am 22. März war es dann soweit. Als „Netzwerk Buntes Kempen“ machen es sich derzeit zehn Aktive zum Ziel, ein Klima ohne Hass und Gewalt zu bestärken.
„Tolle Sache“, findet Realschulleiter Uwe Hötter. An seiner Schule stärken Lehrer und Anti-Gewalt-Trainer in praktischen Übungen das Selbstbewusstsein der Schüler. „Im Geschichtsunterricht haben Achtklässler Nazi-Zitate wissenschaftlich widerlegt“, sagt Pädagoge Philip Wobben.
Als „dumm und unfair“ bezeichnet Neuntklässler Timon Oehring die Argumente von Extremisten. „Keiner kann was dafür, in welchem Land er geboren wird“, sagt er. In seiner Klasse lernen Schüler aus fünf Nationalitäten miteinander. Klassenkamerad Philip Balghein zückt sein Handy, sucht das Netzwerk auf Facebook und drückt auf „Gefällt mir!“