"Tagesstruktur" führt von der Sucht weg
Im „Haus Grefrath“ finden Suchtkranke ab sofort ambulante Hilfe. Zum Angebot gehören Ausflüge und Kochen.
Grefrath. Suchtkranke, die in den eigenen vier Wänden wohnen, haben in Grefrath eine neue Anlaufstelle. Im ehemaligen Mäurers-Verwaltungsgebäude an der Mülhausener Straße hat das „Haus Grefrath“ die „Ambulante Hilfe — Tagesstruktur“ gestern offiziell eröffnet.
Seit September ist die Leiterin Katrin Schade samt vierköpfigem Team aktiv. „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv“, freut sie sich über die Resonanz. Bisher lief die ambulante Betreuung auch im Haupthaus an der Hinsbecker Straße. Aber es sei wichtig, dass es einen eigenen Anlaufpunkt gibt. „Die Klienten sind stolz, dass sie es geschafft haben, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Dann wollen sie nicht zurück“, erklärt Katrin Schade.
Insgesamt leben 35 ambulant behandelte Suchtkranke in Wohnungen und Wohngruppen in Grefrath. Zehn davon sind in der Tagesstruktur. Aber auch die anderen können Angebote der Einrichtung wahrnehmen. Dazu gehören handwerkliche und kreative Angebote, Ausflüge, gemeinsames Kochen und Essen. Die Teilnehmer erhalten in der ambulanten Betreuung Unterstützung bei alltäglichen Dingen wie Wäschewaschen und Einkaufen. Für die „Tagesstruktur“ gibt es einen großen Raum mit Küche, Gruppen- und Kreativraum sowie Mitarbeiter-Büros. Die Kosten trägt der Landschaftsverband Rheinland.
In der Einrichtung geht es darum, Suchtkranken eine Tagesstruktur und sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben. Dort werden Kontakte geknüpft. „Wir wollten gerne im Ort bleiben und haben länger nach Räumen gesucht“, erklärt Heinz Tichelbäcker, Leiter von „Haus Grefrath“. In Zukunft sollen neue Mitarbeiter für die Tagesstruktur eingestellt werden.
„Das ist top für mich“, sagt einer der Klienten. Der 63-Jährige besucht die „Tagesstruktur“-Anlaufstelle einmal in der Woche und ist zweimal in der Woche im Haupthaus an der Hinsbecker Straße. „Ich habe hier mitgeholfen, Bilder aufgehängt, Regale aufgebaut“, erzählt er. Das Handwerkliche liegt ihm. Und er kocht gerne in der Gruppe.
Am Freitag lobte Bürgermeister Manfred Lommetz die Einrichtung. Sie sei ein wichtiger Teil der Gemeinde: „Die Bewohner haben sich ins Gemeindebild eingegliedert. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe, weil sie das gesellschaftliche Gesamtbild vervollständigen.“ Dazu gehörten Licht und Schatten.
Diese Erfahrung teilte Einrichtungsleiter Tichelbäcker. Er dankte der Gemeinde, dass die Bewohner zum Beispiel in den Kirchengemeinden, in Betrieben, Vereinen und bei Vermietern angenommen würden. Er machte deutlich, dass die neue Anlaufstelle nicht nur für ehemalige Bewohner von „Haus Grefrath“ gedacht ist: „Wenn Sie den Bedarf haben, melden Sie sich bei uns.“