„Kunstroute“ findet viel Anklang

Dennoch wurde Potenzial verschenkt. Die Homepage der Stadt wurde nicht aktualisiert.

Foto: jobu

Nettetal. Der Hauch des zeitlos Ewigen haftet an der Gestalt, die ehrwürdig engelsgleich wirkt, als habe sie schon immer da gestanden im Skulpturengarten. Dabei ist sie ein neues Geschöpf, gestaltet von Marile Heinen. „Drei Monate lang habe ich daran gearbeitet“, sagt die Künstlerin. Heinen ist eine der zehn Nettetaler Künstler, die im Rahmen der Kunstszene Nettetal ihr Atelier an den ersten beiden Wochenenden im November öffnet.

Künstlerin

„Erdverbunden“ nennt Heinen ihr Gestaltungsprinzip: So modern, mitunter avantgardistisch ihre Skulpturen scheinen, wenn sie ohne Gesicht kauernd lauern, so vertraut kommen sie gleichzeitig daher. Wesen der Mythologie oder Engel der Ewigkeit — nicht von ungefähr sind Heinens Werke oft in ungewöhnlichen Ausstellungsräumen im In- und Ausland zu sehen, auch in Klostergemäuern oder Kirchengewölben. Tönern sind die Werke, die neue große Skulptur „teils aus weißem Ton“, sagt Heinen, die ihre Werke im Skulpturengarten und im Atelier ausgestellt hat.

Neben Heinen machen noch neun weitere Künstler aus Nettetal sowie sechs aus Düsseldorf bei der Aktion der Kunstszene Nettetal mit. Mit dem Titel „Kunstroute“ ist diesmal das traditionelle Wochenende der offenen Ateliers im November überschrieben.

Diese Route zu zehn Künstlern führt durch vier Stadtteile Nettetals. Dabei wird die Vielfalt in den Ateliers großgeschrieben, trotzdem herrscht leichte Enttäuschung bei einigen Kunstfreunden: „Dieses Jahr sind leider einige etablierte Künstler nicht dabei“, bedauert ein Besucher. Eine Künstlerin ergänzt: „Die Organisation der Stadt hat dieses Jahr offenbar nicht so geklappt, im Internet stehen auf der Homepage der Stadt Nettetal nur die Termine vom vergangenen Jahr.“

Bei der Stadt versteht man die Kritik nicht: „Wir unterstützen die Künstler immer gerne, haben auch diesmal die Flyer frühzeitig verschickt“, stellt Roger Dick von der Nettekultur klar. Dass gleich einige Künstler „aus persönlichen Gründen“ diesmal nicht mitmachten, sei „reiner Zufall“, betont er.

Trotzdem herrscht Irritation bei einigen der Künstler: „Nicht gerade günstig“ sei es, so eine Künstlerstimme, dass die Stadt unter dem Etikett „Kunstszene Nettetal“ in der Galerie in der Werner-Jaeger-Halle Werke Düsseldorfer Künstler zeige. „So etwas haben wir schon öfter gehabt, das ist doch eine Ergänzung und Bereicherung“, sagt Dick.

Aus Künstlerkreisen kommt nun mehrfach der Vorschlag, sich nach der „Kunstroute“ zum Resümee zusammenzusetzen. Vorher aber steht am Samstag, 12. und Sonntag, 13. November, das nächste Wochenende der offenen Ateliers an. Dann zeigt Mariele Heinen gern wieder ihre „erdverbundenen Skulpturen“. Zudem öffnet auch beispielsweise Christa Rosa Wolff in Leuth ihre Ateliertür.

Eigentlich ist die Künstlerin bekannt für ihre Bilder und Collagen, bei der Kunstroute überrascht sie mit Objekten: große weiße Köpfe auf Stelen, versehen mit philosophischen Zitaten, umgeben von Heuballen, bestaunt von Besuchern. „Mir war danach, auch mal plastisch zu arbeiten“, nennt sie schlicht als Grund und freut sich „über doch recht regen Besuch“.