Martinsvereine schlagen fürs nächste Jahr Alarm

Es fehlt Nachwuchs. Schon in diesem Jahr waren mehrere Züge wegen fehlender Helfer in Gefahr.

Foto: WZ-Archiv

Kreis Viersen. St. Martin ist eigentlich das Fest des Teilens. Doch ausgerechnet daran haperte es in diesem Jahr in den Martinsvereinen: an der Arbeitsteilung. Die im Laufe des Jahres anfallenden Aufgaben verteilten sich auf wenige Schultern, viele ältere Menschen mussten aus gesundheitlichen Gründen das Ehremamt niederlegen, die Suche nach dem Nachwuchs für Vorstandsarbeit und Haussammlungen gestaltete sich schwer.

So schwer, dass ein St.-Martins-Zug in Schwalmtal zwischenzeitlich ganz auszufallen drohte. Auch der Martinsverein Niederkrüchten funkte SOS für das kommende Jahr : „Der Verein weist ausdrücklich darauf hin, dass das St.-Martins-Fest ab dem kommenden Jahr auszufallen droht, sofern sich keine weiteren helfenden Hände finden“, hieß es auf der Internetseite des Vereins. Und der St.-Martins-Verein Boisheim sah sich gezwungen, über eine Auflösung im kommenden Jahr nachzudenken. Dann wären nicht nur der Martinszug, sondern auch die Nikolaus-Hausbesuche weggefallen, die der Verein organisiert.

Die Vereinsmitglieder warben händeringend um neue Helfer. Mit Erfolg: „Zur letzten Tütenversammlung kamen 20 Menschen zusätzlich, die interessiert sind, im Verein mitzuhelfen“, berichtet Roland Libuda, Kassierer des Vereins in Boisheim. Ob der Verein die ungewisse Zeit somit tatsächlich hinter sich hat, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Libuda ist optimistisch: „Die Bürger sind nach den letzten Aufrufen hellhörig geworden und zeigen nun, dass sie Interesse haben, diese Tradition aufrecht zu erhalten.“

Ähnliches meldet Iris Meisel, Vorsitzende des Martinsvereins Niederkrüchten. „Es haben sich nun doch viele neue Helfer und auch ein Bettler noch für dieses Jahr gefunden, wir werden ganz normal weitermachen können.“

Und auch in Schwalmtal wird es nicht nur in diesem Jahr, sondern auch im kommenden Jahr einen großen Zug mit St. Martin, Laternen und Musikkapelle geben, zu dem in den vergangenen Jahren immer rund 700 Menschen kamen. „Finanziell gab es hier im Bezirk nie ein Problem, es ist der Mangel an Sammlern“, sagt der Vereinsvorsitzende Bernd Bischofs. 22 Sammelbezirke deckt der Verein ab, mindestens 45 Haussammler braucht er dafür. „Die alten Vorsitzenden haben gerufen und die Leute sind gekommen, heute ist das nicht mehr so leicht“, erklärt Bischofs. Vorerst ist er erleichtert: „Sechs bis sieben Bezirke konnten neu besetzt werden.“ Trotzdem müsse ein Generationswechsel stattfinden.

Die Vereine gehen in die letzte Organisationsphase, in der Bethanien-Kindertagesstätte St. Michael stehen die selbstgebastelten Laternen bereit. „Wir sind eine christliche Einrichtung und möchten die religiösen Feste gemeinsam feiern“, sagt Ricarda Leuteh aus dem Leitungsteam. Die Kinder gehen zwar auch bei einem kleinen, kindergarteninternen Zug mit.

Dennoch ist Leuteh froh, dass es auch die großen Martinszüge weiterhin geben wird: „Wenn solche Traditionen aussterben würden, fände ich das sehr traurig.“