Festschrift zu Ehren des ersten Bürgermeisters „Ich bin Karl Reulen, großes R, kleine Eulen“

Nettetal · Karl Reulen war der erste Bürgermeister der Stadt Nettetal. Er wäre am 3. August 100 Jahre alt geworden. Nun wird sein Werk in einer Broschüre nachgezeichnet und gewürdigt.

Karl Reulen mit seiner Frau Gertrud, Generalvikar Mukoso (ehem. Zaire) und Pastor Johannes Torka beim Festzug zur 1000-Jahr-Feier von Lobberich im Jahr 1988.

Foto: VVV Lobberich

Karl Reulen war nicht nur der erste Bürgermeister einer gerade geborenen Stadt. Er war auch einer ihrer Baumeister. Nicht derjenige, der die Straßen und Häuser mit den eigenen Händen schafft, aber derjenige, der die Idee entwickelte, dass damals fünf, heute sechs Stadtteile zu einem Nettetal zusammenwachsen würden. Wenn sich heute ein Lobbericher und ein Leuther Bürger in der närrischen Zeit einen im Grunde respektvoll gemeinten, vor allem aber lustigen Flachs an den Kopf werfen, dann geht es doch gut. Liest man die Geschichten von früher, ahnt man: Es war nicht immer so. Karl Reulen, der 1970 der erste Bürgermeister der Stadt Nettetal wurde, hatte die Idee und die Kraft, die Positionen von Kaldenkirchen, Lobberich, Breyell (mit Schaag), Hinsbeck und Leuth zusammenzuführen. Der Baumeister der Stadt Nettetal wäre in diesem Jahr am 3. August 100 Jahre alt geworden.

Ludger Peters, langjähriger Redakteur der Rheinischen Post, hatte im Frühjahr dieses Jahres einen Stein ins Rollen gebracht. Er hatte daran erinnert, dass sich der Geburtstag von Karl Reulen in diesem August zum 100. Mal jährt. Marcus Optendrenk, Historiker und langjähriger Ratsherr für die Nettetaler CDU, derzeit NRW-Finanzminister, griff den Gedanken gerne auf. Eine besondere Würdigung im Nettetaler Stadtrat war das Eine. Doch eine andere Idee verwandelte sich schnell zu einer realisierbaren Aufgabe: In Erinnerung und zur Würdigung der Verdienste Karl Reulens um die Stadt Nettetal trugen seine Wegbegleiter unter dem weit gefassten Titel „Reulen und ich“ Texte aus unterschiedlichen Perspektiven zusammen - nun nachzulesen in der Broschüre „Ein Ehrenbürger für Nettetal. Karl Reulen zum 100. Geburtstag“.

Harald Post, seit einem Vierteljahrhundert Ortsvorsitzender in Lobberich, erinnert sich gerne an den Mann, den er seinen Ziehvater in der kommunalen Politik nennt. Als Post Anfang der 1970er-Jahre in die CDU eintrat, habe Reulen mit ihm, Post, telefoniert. „Ja, wer sind Sie denn?“, hatte Post gefragt. „Na, ich bin Karl Reulen, großes R, kleine Eulen und bin zufällig Ihr Bürgermeister.“ Diese und unzählige weitere Anekdoten, Gedanken, Einordnungen, Begegnungen, Fotos und Erinnerungen sind in dieser Broschüre vereint. Das Redaktionsteam um Ludger Peters, Dietmar Sagel, Jan van der Velden und Roswitha van Dyck haben die Kontakte zu den Autoren geknüpft, haben Archive geöffnet und Fotos gesammelt.

So rückt Erstaunliches ins Licht, bringt vielleicht schon Vergessenes wieder hervor und würdigt vor allem das Werk des ersten Bürgermeisters der Stadt Nettetal. So erinnert Professor Leo Peters an seine Rede zum 70. Geburtstag Reulens und betont, dass seine damals gewählten Worte auch heute an Geltung nichts verloren hätten. Und Peter Ottmann, Stadtdirektor und Bürgermeister in Nettetal, später Landrat im Kreis Viersen, hebt die humorige Pragmatik Reulens hervor: Als man im Stadtrat um eine Diskussionsgrundlage einschließlich derer Korrektur debattierte, habe Reulen ihm zugeraunt: „Nix sägge, kloog kieke.“

Karl Reulen, der gebürtige Aachener, Student der Mathematik und der Physik, Lehrer und Rektor der Realschule in Süchteln, in zahlreichen Ausschüssen aktiver Kommunalpolitiker für die CDU, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, gewürdigt mit dem Nettetaler in Gold, fest verankert in der Historie der St. Sebastianus und St. Marien Bruderschaft und des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Lobberich, wird in den Beiträgen oft als Visionär bezeichnet, als ein Mann, der die Zukunft im Blick hatte, der überparteilich über den Tellerrand schauen konnte und der die Gabe hatte, unterschiedliche Positionen zusammenzuführen. „Ein Glücksfall“, wie die SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Dyck schreibt. Auch wenn das gedachte, zu bauende Stadtzentrum zwischen Breyell und Lobberich nicht Wirklichkeit wurde. Der ehemalige Vorsitzende des Stadtsportverbandes Willi Wittmann fasst es so zusammen: Karl Reulen sei Freund und Vorbild gewesen.