Krimidinner in der Burg Bocholt War der Butler der Mörder?
Lobberich · Beim Krimidinner „Lord Moad lässt bitten“ auf der Burg Bocholt hatten die Gäste einen tollen Abend. Die düstere Burg als Kulisse verstärkte die Gänsehaut-Stimmung.
Am Freitagabend ging es auf der Burg Bocholt in Lobberich hoch her: Es gab einen mysteriösen Mord! Rund 70 Gäste trafen sich hier zum Krimidinner „Lord Moad lässt bitten“. Es wurde ein Abend mit Ermittlungen von Scotland Yard, Vier-Gang-Menü und viel Spaß für die Teilnehmer.
Wir sind in England im Jahr 1869. Der Weg hin zur Burg ist kurvig. Es ist bereits stockduster, am Himmel strahlen vereinzelt ein paar Sterne. Kaum ist die Autotüre geöffnet, erklingt unheimliche Musik. Woher die kommt, dass kann man nicht genau ausmachen. Es ist kalt, Mäntel werden zugeknöpft und Mützen über die Ohren gezogen. Die Nacht ist klar. Der Weg vom Parkplatz hin zur Burg ist lang, links und rechts erleuchten Fackeln den Weg, Baumkronen wiegen sich im Wind hin und her. Am Ende des Weges ragt die Burg Bocholt düster gen Himmel, beleuchtet von roten Scheinwerfern.
Das erste Tor aus massivem Holz knarrt beim Öffnen unheilvoll, im Inneren erwart die gespannten Gäste der prachtvolle Burghof. Neue Tickets werden an diesem Abend nicht mehr ausgegeben, die Veranstaltung ist schon lange ausverkauft. Viele Gäste bleiben im Burghof stehen, schauen sich um, bewundern die Kulisse. Andere bewegen sich sofort in Richtung der roten Türe: In den Fenstern hängen Lichterketten, lange, gedeckte Tische sind zu erkennen, an denen bereits Menschen Platz genommen haben. Viele sind mit Freunden und Familie gekommen, sitzen zusammen, plaudern. Es erinnert ein wenig an Weihnachten.
Innen ist es angenehm warm, hier muss keiner mehr die kalten Hände aneinander reiben. Um die 70 Menschen sind an diesem Abend in dem kleinen Festsaal der Burg versammelt. Hier werden heute Abend die Gäste gefragt sein: Bei der Auklärung des Mordes, der noch passieren wird, müssen die Gäste ordentlich mithelfen. Der kleine Saal ist gefüllt mit Geplauder, dem Klirren von Gläsern und viel Gelächter. An den Tischen sitzen Männer in Smokings mit Fliegen und Krawatten, viele Frauen tragen elegante Kleider und teuren Schmuck. Die Tische sind festlich gedeckt, Kronleuchter und Kerzenschein sorgen für warmes Licht. Alle sind gespannt: Heute Abend wird es einen Mord geben. Der Abend kann beginnen.
Im Festsaal knistert ein Feuer im Kamin. Direkt davor stehen Piano und Mikrofon. Eine elegant gekleidete Dame, die ein verführerisches Lächeln auf den Lippen trägt, reckt das Kinn vor und tritt ans Mikrofon. Das Stimmengewirr der Menschen verstummt, aus ein paar Ecken ist vereinzelt Tuscheln zu hören. Die junge Frau singt den bekannten Song von Marilyn Monroe: „Diamonds Are a Girl`s Best Friend“.
Die junge Frau ist der verstorbenen Sängerin ähnlich. Die Aufmerksamkeit des andächtig lauschenden Publikums genießt sie sichtlich. Begleitet wird ihr Gesang von dem jungen Pianisten. Immer wieder werfen sich die beiden kokettierende Blicke zu. Der Name der junge Frau ist Ruth Moad. Sie ist die Tochter des reichen Lord George Moad. Er hat eingeladen, es soll sein allerletztes Dinner sein.
Jeder Gang des Essens offenbart eine neue Ebene des komplexen Konfliktes. Die Gäste können neben der tollen Show auch das leckere Essen genießen. Ganz nebenbei lernen wir die Figuren besser kennen: Der reiche Lord of Northumberland, der sich schon seit geraumer Zeit merkwürdig verhält und heute eine große Überraschung verkünden möchte. Die Ehefrau Lady Maud-Ruth Moad, die sehr auf ihr Äußeres bedacht ist und nicht gerne allein mit ihren Gästen ist. Die verwöhnte Tochter des Ehepaares, die eine Karriere als Sängerin anstrebt. An ihrer Seite steht Albert Hall, der erfolglose Pianist. Und schließlich der Butler Jonathan Smith, der seinen Herren so ergeben scheint, aber auch noch eine ganz andere Seite hat. Ein Motiv scheint hier wirklich jeder zu haben. Immer wieder werden auch die Gäste in das Drama einbezogen, das sich vor ihren Augen abspielt. Immer wieder werden sie Teil des Geschehens: Ein Gast wird zum erkälteten Sir Walt Katchinghold und vom Butler mit Unmengen an Tüchern versorgt. Eine Dame aus dem Publikum wird zu Lady Drikinhold - und bekommt eine Flasche Champagner spendiert.
Als dann mittendrin der Mord geschieht, tritt Scotland Yard auf den Plan – und die Gäste müssen helfen. Der kluge Inspektor sammelt Zeugenaussagen, prüft Alibis und sucht nach Motiven. Die Gäste unterstützen ihn dabei tatkräftig. Dann sollen die Fäden zusammengeführt werden: Jeder Gast erhält Zettel und Stift und muss entscheiden, wen er für den Mörder hält. Jetzt rätselt wirklich jeder mit: Nachdenkliche Gäste beraten sich mit ihren Freunden oder kneifen angestrengt die Augen zusammen. Besonders ratlose Menschen schielen auf den Zettel ihres Sitznachbarn. Wer es gewesen ist, das erfahren die Gäste des Dinners erst nach dem Dessert. 11 von 70 Gästen haben den Mörder ausfindig machen können. Eine gute Quote. Wer der Mörder ist, das bleibt hier ein Geheimnis: Am Ende müssen die Gäste sich von ihren Stühlen erheben, die Hand auf die Brust legen und schwören. Keiner darf verraten, was sich an diesem Abend auf Burg Bocholt zugetragen hat.