Geldautomaten-Sprengungen: Täter schlagen in Nettetal zu
In Lobberich erwischte es jetzt eine Postbank-Filiale. Die Räuber machten aber keine Beute. Es ist der 64. Fall in NRW.
Nettetal. Ein enormer Sachschaden, aber keine Beute — das ist die Bilanz eines nächtlichen Einbruchs in die Postbank-Filiale an der von-Bocholtz-Straße in Lobberich. Die unbekannten Täter sprengten kurz nach 4 Uhr den Geldautomaten im Vorraum der Filiale. Die Explosion war extrem laut, sie verursachte erheblichen Schaden und entfachte einen Brand, den die Feuerwehr aber schnell löschte. Nach Zeugenangaben flüchteten die Täter mit einer dunklen Limousine.
Die Sprengung des Automaten war der 64. Fall dieser Art in NRW, berichtete ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Mitarbeiter der eigens aufgestellten Ermittlergruppe untersuchten am Morgen den Tatort, das Postgebäude war zeitweilig weiträumig abgesperrt. Durch die Wucht der Explosion, hervorgerufen wie in allen anderen vergleichbaren Fällen durch ein Gas-Luft-Gemisch, gingen im Kundenbereich alle Glasscheiben zu Bruch, die Eingangstür wurde herausgesprengt, und Deckenplatten im Vorraum waren auf den Boden gefallen. Es wurde niemand verletzt. Polizei und Feuerwehr vergewisserten sich zunächst, dass das Gebäude nicht einsturzgefährdet ist.
Während LKA-Beamte vorne Spuren sicherten, durften an der Hofseite und im Obergeschoss Postmitarbeiter Briefe, Pakete und Päckchen für die Zustellung ordnen und in ihre Fahrzeuge verladen. Eine Sprecherin der Post räumte ein, die Zustellung könne sich verzögern. Sendungen wurden gestern auch im ehemaligen Kino nebenan bearbeitet. Kunden werden vor Weihnachten im Postgebäude kaum mehr abgefertigt. Ihnen wird geraten, auf andere Filialen oder Postshops auszuweichen. Andreas Wersch hatte in seinem Shop in der nahen Ludbachpassage viel mehr Betrieb.
Die Postbank, die die Filiale betreibt, aber gemietet hat, rechnet mit einem „immensen Schaden an der Technik“, wie ein Sprecher sagte. Nach seinen Angeben werden bereits benachrichtigte Sendungen über andere Filialen geleitet. Dass die Täter ohne Beute blieben, kann zwei Gründe haben: Es gelang ihnen trotz der Sprengung nicht, den Automaten zu „knacken“, oder die Geldscheine wurden durch rote Tinte (Money Ink) zerstört. Die Postbank hat ihre Automaten damit gesichert.
Draußen vor der Tür diskutierten etliche Lobbericher über die Tat. Einige meinten, es sei ihnen unbegreiflich, dass die Täter nicht ermittelt würden und dass Banken ihre Automaten nicht so sichern, dass auch Sprengungen wirkungslos blieben.
Das Landeskriminalamt hat, seitdem sich diese rabiaten Raubzüge häufen, eine Ermittlergruppe gebildet, die im Zusammenwirken mit den örtlichen Kollegen nicht ganz erfolglos ist. In Hamm wurden unlängst Moldawier festgenommen, denen sieben Sprengeinbrüche zur Laste gelegt werden. In Siegburg fasste die Polizei zwei Heranwachsende, die ebenfalls für sieben Sprengungen an Geldautomaten verantwortlich gemacht werden. Mit Hilfe der Sendung „Aktenzeichen XY“ wurde kürzlich ein mutmaßlicher Täter in Hamburg erwischt, der als Einzeltäter im Siegerland gesucht wurde.
Nach Angaben des LKA gibt es mehrere Banden und Einzeltäter unterschiedlicher Herkunft, die in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen aktiv sind. Die Polizei vermutet, dass auch eine niederländische Bande unterwegs ist, der im eigenen Land durch Sicherheitsvorkehrungen der Banken das Handwerk mehr oder weniger gelegt wurde. In Frankreich hat der Gesetzgeber die Banken sogar verpflichtet, sich gegen Sprengangriffe auf Automaten wirkungsvoll zu wappnen.
Zeugen werden gebeten, sich unter Tel. 02162/3770 bei der Polizei zu melden.