Karneval in Nettetal Alexander Heymann – ein Prinz im jahrelangen Wartestand

Nettetal · Ein Prinzenkostüm hat sich Alexander Heymann schon vor vier Jahren zugelegt. Doch dann konnte der 49-jährige Leuther sich darin nicht den Nettetaler Jecken präsentieren. In der kommenden Session soll das endlich anders werden.

Gelbes Hütchen, rote Brille und Hawaiihemd – so kennen viele Nettetaler Alexander Heymann schon von dessen Auftritten als Comedian.

Foto: Holger Hintzen

Manche mussten morden, um auf den Thron zu kommen – siehe Richard III., zumindest laut Shakespeare. Andere mussten lange warten – siehe Charles, den beinahe ewigen Prince of Wales. Alexander Heymann gehört eindeutig in die zweite Kategorie. Im Fall des 49-jährigen Leuthers geht es zwar nicht um den Königsthron, aber um das höchste Amt, das Narren im Karneval zu vergeben haben: Heymann ist der designierte Prinz für die Session 2024/2025 und soll nach seiner Proklamation im Januar das Narrenzepter schwingen. Tusch! Aber bitte erst im Januar.

Bis zur offiziellen Erhebung in den Prinzen-Stand muss Heymann nämlich noch ein paar Monate warten. Aber darin hat der Steuerfachangestellte Übung. Eigentlich hätte er schon 2020/21 Prinz sein und sich damit einen Traum erfüllen sollen, den er schon länger gehegt hatte. 300 Prinzenorden für die Session 2020/21 hatte Heymann auch schon pressen lassen. „Die liegen jetzt alle als Altmetall auf meinem Speicher“, sagt der Leuther.

Und das kam so: Das Prinzenpaar für die Session 2020/21 war schon ausgeguckt, zog dann aber zurück. Die Nachfolge musste nun sehr kurzfristig geregelt werden. Wenige Wochen später, im Oktober 2020 sagte Heymann zu, den Job zu übernehmen. Beim Hoppedizerwachen im November wurde er schon als kommender Prinz angekündigt, die Orden wurden in Auftrag gegeben – und dann wurde Karneval im Dezember abgesagt, der Pandemie wegen. Nix war’s mit dem Prinzentum, erst einmals.

„Damals war ich enttäuscht. Aber rückblickend bin ich froh, dass so mehr Zeit hatte, mich vorzubereiten“, sagt Heymann heute. Binnen weniger Monate in die Rolle hineinzuwachsen und auch noch die vielen Organisations-Aufgaben zu bewältigen, das wäre schon mehr als sportlich gewesen. „Jetzt wird sicher auch alles viel schöner. Heute muss man nicht mehr über Masken nachdenken, wir können auch wieder in Altenheime, Schulen und Kindergärten und das macht ja auch großen Spaß“, sagt Heymann. Und fügt hinzu: „Jetzt darf bloß nichts mehr passieren.“ Will heißen: Es darf nicht wieder was dazwischen kommen. Die zunächst unfreiwillig gewonnene Zeit hat ihm noch einen weiteren Vorteil in die Hände gespielt. Der Vorstand der Kaldenkirchener Karnevalsvereins ist inzwischen um Mitglieder dreier weiterer Karnevals-Vereine – Löther Rieser, Kolping und Alles det met – erweitert worden. Und damit steht nun ein größeres Team zur Verfügung, das Heymann unterstützen kann. Darunter sind auch schon erfahrene Ex-Prinzen, etwa Jürgen Ihlo, der Vorsitzende des Kaldenkirchener Karnevalsvereins, dem Heymann ebenso angehört wie dem Löther Rieser.

Wer allerdings bei den Auftritten des Prinzen in der kommenden Session nicht an seiner Seite auf der Bühne sein wird, ist seine Ehefrau Sabine. Sie habe nichts gegen Karneval, möchte aber nicht als Prinzessin im Rampenlicht stehen. Und wird Heymanns als Solo-Prinz agieren. Dass es nicht zwingend ein Prinzenpaar sein muss, akzeptieren die Nettetaler Karnevalisten seit einigen Jahren. Aber wenn der Prinz in seinem Wagen im großen Karnevalszug fahren wird, dann soll die gesamte Familie Heymann an Bord sein.

Die Freude an Bühnenpräsenz haben allerdings Heymanns Söhne Sebastian (13) und Jonathan (15) vom Vater geerbt. Sie waren schon oft an seiner Seite, wenn der Papa im Karneval als Comedian „Piet“ auftrat – im Hawaiihemd, mit gelbem Stoffhütchen und roter Brille. Inzwischen treten sie gemeinsam als Trio „Löther Jungs“ auf.

Spaß haben, das Publikum zum Lachen bringen und mit ihm feiern – das hat sich Prinz Alexander für seine Regentschaft vorgenommen. „Die pure Lust am Leben“ ist die Devise und eine mit einem Text aus Heymanns Feder versehene Version des gleichnamigen Songs der Band Geyer Sturzflug wird derzeit eingespielt – Heymann will dazu dann singen. Musik hat er früher auch schon gemacht und als DJ war ebenfalls unterwegs.

Sein Prinzen-Ornat möchte Heymann jetzt noch nicht vorzeigen. Es ist dasselbe, das er sich 2020 als gebrauchtes Kostüm auf die Schnelle besorgt hat. „Ich passe immer noch rein“, sagt der Prinz, „auch wenn inzwischen drei, vier Kilo hinzugekommen sind.“