Thema in Nettetal Stadt plant Info-Veranstaltung zu Schutz gegen Starkregen

Nettetal · Die Regenfälle Anfang Mai sind vielen Hausbesitzern in Nettetal noch in böser Erinnerung. Die Schäden durch Überflutungen an einigen Stellen im Stadtgebiet waren beträchtlich. Gegen extremen Starkregen ankämpfen ist schwierig. Ende Oktober soll es eine Info-Veranstaltung für Bürger geben.

Die Bahnunterführung bei Bieth: Das Umfeld wurde Anfang Mai überschwemmt.

Die Bahnunterführung bei Bieth: Das Umfeld wurde Anfang Mai überschwemmt.

Foto: Stadt Nettetal

„Heute bei dem Starkregen, ist mal wieder die Unterführung überflutet worden, wenn es weiter geregnet hätte, wären wir und unsere Nachbarn wieder vollgelaufen“, lautet eine Meldung, die am 12. Juli auf der Starkregen-Meldungskarte der Stadt Nettetal in Bieth eingetragen wurde. Mit dem Zusatz: „Es muss ganz dringend etwas passieren und nicht erst, wenn es mal wieder zu spät ist.“

Die Furcht vor Überschwemmungen bei heftigem Regen ist verständlich. Bei den sintflutartigen Wolkenbrüchen in der Nacht zu 3. Mai sind in der Umgebung der Bahnunterführung in Bieth viele Häuser geflutet worden und große Schäden entstanden. Der Ruf nach Maßnahmen gegen ähnliche Malaisen ist ebenso nachvollziehbar – alleine: Was kann man tun? Die realistische Antwort ist anscheinend: Hundertprozentig verhindern lassen sich Schäden bei extremen Wetterereignissen in gefährdeten Gebieten schwerlich.

Ein solches extremes Ereignis war das Unwetter in der Nacht zum 3. Mai mit stellenweise 73 Litern Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde. Zum Vergleich: Ein weiterer starker Regen am 24. Mai, so hat die Stadtverwaltung ermittelt, kam „nur“ auf 36,7 Liter. Dies spiegelt auch die „Starkregengefahrenhinweiskarte“ wider, die im Internet beim Geoportal NRW zu sehen ist. Lässt man sich die Gefahren bei einem seltenen – also einem definitionsgemäß im Lauf von 100 Jahren wahrscheinlich einmaligem Ereignis – anzeigen, bleibt die Karte in Bieth unbefleckt. Stellt man aber die Stufe „extremes Ereignis“ ein, bietet sich ein Bild, das dem Geschehen Anfang Mai nahekommt: Die Gegend ist überschwemmt und hinter der Bahnunterführung, die offenbar wie ein Kanalrohr wirkt, ist die Abfließgeschwindigkeit des Wassers hoch.

Blickt Nettetals Stadtplaner Markus Grühn auf eine Karte des Gebietes, erkennt er darauf eine Ursache, die auch an etlichen anderen Stellen in der Stadt eine Rolle spielt: die Gestalt des Geländes. Die Ortslage Bieth etwa sei von höher gelegenem Terrain umgeben, sagt Grühn. Von den Feldern fließe das Wasser Richtung Schmaxbruch ab, was man im Mai auch daran habe erkennen können, dass Kartoffeln mitgespült wurde.

Dabei war die Landwirtschaft, wie Luftaufnahmen eines Ackers zeigen, durchaus nicht völlig gedankenlos am Werk gewesen. Die Ackerfurchen waren – wie Luftaufnahmen zeigen – auf dem größten Teil der Fläche zwar in Fließrichtung gezogen. Aber: Am Ende des Ackers war ein ganzes Stück quer gepflügt. Aber angesichts der Regenmassen in dieser Nacht war auch das kein ausreichender „Wall“. Zumal der Boden ohnehin durch Nässe gesättigt und so wenig aufnahmefähig war wie ein nasser Schwamm.

In älteren gewachsenen Ortslagen lässt sich im Nachhinein baulich nur relativ wenig verändern. Das Kanalnetz stammt zum größten Teil aus Jahrzehnten, in den Klimawandel und häufiger drohender Starkregen kein Thema waren. Es heute komplett zu erneuern in Dimensionen, die auch die extremsten Wassermengen problemlos schlucken würden – kann keiner bezahlen.

Doch bei neuen Baugebieten versucht die Stadt schon gegenzusteuern, indem sie etwa das Areal mit einem auf einem Wall angelegten Fußweg umgibt und so für etwas Schutz des dahinter gelegenen Terrains sorgt. Das Baugebiet am Hohlweg in Breyell sei ein Beispiel dafür, sagt Grühn. Auch für das geplante Baugebiet auf dem ehemaligen Pierburg-Gelände in Lobberich habe man das Thema auf dem Schirm.

Die Stadt hofft aber auch auf Eigeninitiative der Bürger. Selbstschutz sei wichtig – etwa Sandsäcke lagern, damit man im Notfall schnell Dämme aufschichten kann, oder eine Pumpe für den Keller anschaffen. Und: Bei Häusern mit vollgelaufenem Keller habe es oft an einer Rückstauklappe gefehlt, sagte etwa die in Mönchengladbach für Kanalnetz zuständige NEW nach Überflutungen dort. Solche im Haus installierten Klappen können verhindern, dass Wasser aus prallvollen Kanälen über Anschlussleitungen ins Haus läuft.

Mehr Ratschläge für Bürger soll es in Nettetal am 28. Oktober geben. Dann will die Stadt zu einer Infoveranstaltung einladen, bei der die Verbraucherzentrale NRW Tipps gibt.