Feuerwehren im Großeinsatz Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, Schule geschlossen – die Unwetterbilanz

Update | Kreis Viersen · 350 Einsätze für die Feuerwehren, Blitzeinschläge, Überflutungen: Das Unwetter hat massive Schäden angerichtet. Eine Frau wurde aus ihrem Fahrzeug gerettet, der Bahnverkehr musste für eine Stunde eingestellt werden.

Auch die Riether Straße in Schaag gehörte zu den Straßen, die überflutet wurden.

Foto: Stadt Nettetal

Das massive Unwetter im Kreis Viersen hat massive Schäden angerichtet. Die Kreisleitstelle koordinierte rund 350 Einsätze, nicht mitgerechnet: Einsätze, die direkt in den Gerätehäusern der einzelnen Feuerwehren gemeldet wurden. Ein Schwerpunkt lag in Nettetal. Allein dort fuhr die Feuerwehr knapp 200 Einsätze. Zum Vergleich: Als Tief „Zeynap“ im Februar 2022 durch den Kreis Viersen stürmte, gab es 242 Einsätze – im gesamten Kreis Viersen.

Erst türmte sich ein tiefdunkles Wolkengebirge über der Stadt auf, dann schüttete es – begleitet von Blitzen und Donnergetöse – wie aus Eimern: Das Unwetter am Abend des 2. Mai führte in Nettetal im gesamten Stadtgebiet zu Überflutungen. Zahlreiche Keller und private Tiefgaragen in Mehrfamilienhäusern liefen voll, Straßen waren überschwemmt, Autofahrer sahen sich stellenweise plötzlich vor kleinen Seen. Besonders brenzlig: In einer Unterführung am Ritzbrucher Weg fuhr eine 53-jährige Autofahrerin aus Nettetal in eine Wasseransammlung und musste von Anwohnern aus ihrem Auto befreit werden, das weit über die Hälfte im Wasser versunken war. Sie kam leicht verletzt in ein Krankenhaus.

Fast 200 Hilferufe wurden allein in Nettetal registriert. Neben 120 Feuerwehrleuten waren nach Angaben eines Stadtsprechers auch Helfer von THW und DRK im Einsatz. Unterstützt wurden sie von Feuerwehrleuten aus Kempen, Grefrath und Willich. Die Wassermassen dürften erheblichen Sachschaden angerichtet haben. „Die Straßen sind wieder frei“, konnte Bürgermeister Christian Küsters am Morgen nach dem Unwetter melden. Und er fügte hinzu: „Ein großer Dank an alle Einsatzkräfte.“

Zu den neuralgischen Punkten gehörte in der Nacht die Bahnunterführung Schmaxbruch in Breyell. Diese war nach einem Erdrutsch überflutet, weitere Hänge drohten abzurutschen. Ein Notfallmanager der Deutschen Bahn war nach Angaben der Stadt vor Ort, um zu schauen, ob der Bahnbetrieb fortgesetzt werden könne. Nach einstündiger Sperrung sei die Strecke wieder freigegeben worden.

Alle Hände voll zu tun hatte die Feuerwehr auch im überfluteten Keller der Grundschule an der Biether Straße in Breyell. Diese blieb am Freitag geschlossen. Es muss nun geprüft werden, inwieweit die Heizungsanlage Schaden genommen hat. Auch das Kiependraegerbad blieb zu und eine Großtagespflege in Kaldenkirchen konnte wegen eines Wasserschadens nicht öffnen. Womöglich könne sie auch in der nächsten Woche nicht öffnen, sagt Bürgermeister Christian Küsters. Die Stadt wolle schauen, wie sie den betroffenen Kindern und Eltern helfen kann.

Am Regenrückhaltebecken in Kaldenkirchen wurden in der Nacht vorsorglich Pumpen herangeschafft, um zu verhindern, dass das Becken überläuft und sich das Wasser in ein Wohngebiet ergießt. Doch zu einem Überlaufen kam es dann doch nicht. In Leuth musste sich die Feuerwehr auch selbst helfen. Auch in das dortige Gerätehaus war Wasser eingedrungen. Gegen 23 Uhr entspannte sich die Lage nach Angaben der Stadt etwas, Einsatzkräfte und Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs waren aber immer noch im Einsatz. Auch Andreas Rudolph, für die Feuerwehr zuständiger Beigeordneter der Stadt, nahm an Besprechungen mit den Einsatzleitern im Lobbericher Feuerwehrgerätehaus an der Düsseldorfer Straße teil und verfolgte dort die Entwicklung. Im Einsatz waren auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Baubetriebshofs der Stadt. Diese haben auch heute noch zu tun – womöglich werden sie noch ein paar Autokennzeichen finden, die das Wasser von Fahrzeugen gerissen hat. Rund 30 seien schon gefunden wurden, so die Stadtverwaltung am Morgen.

In der Nacht hatten viele Bürger in den Feuerwehrgerätehäusern angerufen. Die Stadtverwaltung bittet jedoch, in solchen Lagen stattdessen den Notruf 112 zu wählen. Wenn dort die Hilferufe gesammelt eingehen, lasse sich viel schneller ein Überblick über die Gesamtlage verschaffen und Informationen müssten nicht erst aus diversen Gerätehäusern zusammengetragen werden.

Stark betroffen war auch die Burggemeinde Brüggen. Dort wurde die freiwillige Wehr zu rund 80 EInsatzstellen gerufen. Zahlreiche Keller wurden überflutet, Bäume entwurzelt und Straßen unpassierbar. Bis gegen 4 Uhr in der Nacht zu Freitag waren die Einsatzkräfte unterwegs. „Zum Teil waren die Wassermengen so groß, dass über viele Stunden an einzelnen Einsatzstellen gepumpt werden musste, bis der Wasserspiegel sank“, erklärte ein Sprecher. Unterstützt wurde die Feuerwehr vom Bauhof Brüggen, der unter anderem mit schwerem Gerät bei der Beseitigung von umgestürzten Bäumen half. In Viersen war insbesondere der Stadtteil Boisheim betroffen. An der Nettetaler Straße standen Grundstücke und Gräben unter Wasser. Mit mehreren großen Pumpen musste dort über mehrere Stunden Wasser abgepumpt werden. Dadurch kam es zu leichten Verkehrsbehinderungen.

In Viersen mussten parallel auch weitere Einsatzstellen, unter anderem an der Gladbacher Straße, abgearbeitet werden. Dort standen Keller unter Wasser.