Rochusmesse in Nettetal Hinsbecker und Leuther halten uralte Tradition lebendig

Nettetal · Die Stuhlreihen an der Rochuskapelle in Hinsbeck-Hombergen waren wieder gut gefüllt, als Pfarrer Benedikt Schnitzler umgeben von Bäumen eine Messe zelebrierte. Ein Ritual, das eine lange Geschichte hat.

Die Hinsbecker und Leuther feierten auch in diesem Jahr wieder die Messe im Wald.

Foto: Heinz Koch

Der Ort ist idyllisch, kein Wunder also, dass sowohl die Hinsbecker als auch die Leuther gerne eine uralte Tradition fortsetzen: An der auf einer Waldlichtung gelegenen Rochuskapelle bei Hombergen findet alljährlich die Rochusmesse statt. Da die Kapelle auf Leuther Boden steht, nahe der Grenze zwischen Leuth und Hinsbeck, wechseln sich die Leuther und Hinsbecker Pfarrgemeinde mit der Organisation ab. In diesem Jahr war die Hinsbecker Pfarre an der Reihe. Die Messe, zelebrierte Pfarrer Benedikt Schnitzler zelebriert, musikalisch verschönert wurde sie vom Musikverein Cäcilia Hinsbeck.

Die größte Arbeit hat jedoch die Straßengemeinschaft Hombergen, die die Kapelle und ihr Umfeld pflegt und für die Bestuhlung und Einrichtung des Inneren sorgt. Daher gehört es zum Ritual, dass Pfarrer Schnitzler zum Abschluss der Messe dem „Honschafts-Bürgermeister“ Lutz Dröttboom und seinen zahlreichen Helfern für ihre Mitarbeit dankt.

Die unter freiem Himmel stattfindende Messe erfreut sich großer Beliebtheit. Die Stimmung in freier Natur zieht viele Christen, ob katholisch oder evangelisch, in ihren Bann. Auf der großen Freifläche vor der Kapelle, umgeben von Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Waldes, entsteht dabei eine ganz besondere Atmosphäre. Pfarrer Schnitzler sprach bei seiner diesjährigen Predigt vom Waldesdom, dessen Säulen die rundum stehenden mächtigen Buchen und Eichen seien. So wie diese Bäume den Waldesdom trügen, müssten die Menschen Säulen des Glaubens sein.

Ein Bild aus dem Jahr 1931: Damals war die Rochuskapelle nicht so gut in Schuss.

Foto: Heinz Koch/Repro Heinz Koch

Die Rochuskapelle wurde erbaut von den Freiherren und späteren Grafen von Schaesberg. Sie wird 1688 erstmals urkundlich erwähnt, eine Zeit, in der auch in unserer Gegend die Pest wütete. Geweiht ist sie dem Heiligen Rochus, der von 1295 bis 1327 in Frankreich, Spanien und Italien lebte. Sein Festtag ist der 16. August, heute wird die Messe am Samstag nach seinem Festtag gefeiert.

Rochus verschenkte als reicher Erbe sein Vermögen an Hilfsbedürftige und widmete sich der Pflege Pestkranker. Dabei erkrankte er selbst und wurde der Überlieferung nach von einem Engel gepflegt, der Hund eines Junkers brachte ihm Brot. Nach seiner Genesung half er weiterhin den Pestkranken, weshalb er in der katholischen Kirche als Schutzpatron gegen die Pest angerufen wird.

Die Rochuskapelle liegt versteckt in einem Waldstück gegenüber dem Seiteneingang zum Schloss Krickenbeck. Es handelt sich um eine schlichte, einschiffige Backsteinkirche mit flacher, dreiseitiger Apsis und geschweiftem Fassadengiebel. Über dem steilen Dach befindet sich in einem Dachreiter eine kleine Glocke. Seitlich vom Eingang ist eine zugemauerte Scheintür sichtbar, deren Bedeutung unbekannt ist. Die Kapelle ist aus architektonischer Sicht ein typisches Beispiel für die Sakralkunst des 17. Jahrhunderts und steht unter Denkmalschutz. Neben der Nutzung durch die Bevölkerung als Pestkapelle nutzte sie die gräfliche Familie auch als Ausweichkirche bei Renovierungen der Schlosskapelle.

Zum 300-jährigen Bestehen kümmerte sich die Straßengemeinschaft 1988 um eine intensive Restaurierung des Gebäudes und der Einrichtung, unterstützt von Graf Heinrich von Schaesberg. Heute wird das Innere von einem alten, dekorativ bemalten Altar dominiert. Über dem Altar befindet sich in einem alten Rahmen ein Gemälde des Hl. Rochus mit Hund, dass der Hinsbecker Maler Jakob Lückertz herstellte. Auf der Holzdecke über dem Altar befindet sich die Dreiecks-Darstellung des „Allsehenden Auges Gottes“. Mittelpunkt ist eine mehr als 300 Jahre alte Statue des Hl. Rochus, die während der Rochusmesse den vor der Kapelle stehenden Altar schmückt.

Alle Einrichtungsgegenstände werden aus Schutz gegen Vandalismus außerhalb des Rochustages entfernt und an einem sicheren Ort untergebracht, der Zugang zur Kapelle geschlossen.