Für mehrere Monate Venlos Straßen werden nachts zur Kunst-Galerie

Venlo · Selbst wenn man es wollte: Begegnungen mit Kunst kann kaum einer vermeiden, der in der nächsten Zeit die Venloer City besucht. Denn dort sind in Vitrinen Werke namhafter Künstler zu sehen.

„Sidewalk Souvenirs“ heißt dieses Kundstwerk.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

In Venlo geht in den nächsten Monaten jeden Abend der Vollmond auf. Allerdings „nur“ auf einem Pigmentdruck des Künstlers Sidi el Karchi. „Cold Light“ heißt das Werk, der auf Höhe der Heiligen Geeststraat 28a zu finden ist. Unübersehbar strahlt der Mond vor einem nachtblauen Himmel zwischen den Ästen eines Baumes.

Kunst wird von Museumsleuten ja immer öfter und gerne ins Freie geschickt, dorthin, wo die Menschen sich in ihrem Alltag bewegen. An diesen alternativen Ausstellungsorten braucht man keine imposanten Museumstüren zu öffnen, Eintrittsgelder zu entrichten, um dann die heiligen Hallen der Kunst gemessenen Schritts zu durchschreiten. Auf Kunst treffen die Menschen stattdessen im Vorübergehen, während des Einkaufs, des Flanierens, des Restaurantbesuchs.

Die Kunstfenster sind aufwändig gestaltet.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

Unter diesem Aspekt lohnt es sich in den kommenden Monaten, die Nachbarn in Venlo einmal außerhalb der Geschäftszeiten zu besuchen: Dort hat soeben eine reizvolle Ausstellung begonnen. Wer durch die abendlichen Straßen streift, entdeckt an den schönen alten Straßenlaternen hoch rechteckige Kästen wie kleine offene Vitrinen. In dem Moment, in dem die Straßenlaterne eingeschaltet ist, wird das kleine Fenster von innen mithilfe einer LED Beleuchtung erleuchtet. Und im Licht erscheinen Kunstwerke von Heinz Mack und Jan Schoonhoven über Reinier Lucassen und Ted Noten bis hin zum Leipzig Kollektiv.

Wie die Perlen einer Kette reihen sich etwa 35 Kunstvitrinen in Venlo aneinander. Die Sorge, man könnte eine verpassen, ist überflüssig. Denn hat man gerade das eine Kunstwerk bewundert, entdeckt man einige Meter weiter schon die nächste Straßenlaterne, an der die imposante Freiluftinstallation befestigt ist.

Seit dem 15. September wird im Museum van Bommel van Dam die Ausstellung „De luiken open“, also „Offene Fensterläden“, des Malers Evert Thielen gezeigt. Offene Fensterläden – der Titel der Ausstellung bezieht sich auf Thielens mehrtürige Fensterläden, die aus mehreren beidseitig bemalten Tafeln bestehen. Das war der Ideengeber für die Freiluftausstellung unter dem Motto „Venlo im Licht“, die das Museum van Bommel van Dam gemeinsam mit der Stadt und in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Kultur organisiert hat. Kuratiert wurde die Ausstellung von der Direktorin des Museums van Bommel van Dam, Rieke Righolt, sowie von Servé Hermans und Margot van Deursen, die Projektleiter von „Venlo im Licht“.

Museal, wenn auch außerhalb der Museumsräume, startet der Rundgang in Venlo unweit des Museums van Bommel van Dam am Deken van Oppensingel/Ecke Keulseport. Dort werden die Arbeiten von zwei international bekannten und in vielen Museen vertretenen Künstler gezeigt. Die eine ist ein weißes geometrisches Relief des niederländischen Künstlers, Jan Schoonhoven. Das Licht unterstützt die Räumlichkeit der Arbeit mit dem Titel „R 62-13“ von 1962. Die zweite ist „Sechs Lichtfarben“ von Heinz Mack, der in Mönchengladbach und auf Ibiza lebt. Für ihn ist Farbe Licht und Licht ist Farbe. Die „Sechs Lichtfarben“ erstrahlen warm im Abendlicht.

Zwischen Radfahrern, Spaziergängern, vorbei an Menschen, die vor den Restaurants sitzen, Pommes und den Abend genießen, geht es weiter entlang der Kunstroute. Da gibt es den „Lichtpuntje van de Week“ – den Lichtblick der Woche – des Designers Tijn Bakker. Es zeigt das Foto eines Lebensmittelautomaten mit dieser Venloer Spezialität, einem gekochten Ei mit vegetarischem Curry-Ragout in einem knusprigen Mantel. Der Snack wurde 1959 von Toon Scheurs in der Pommesbude Automatiek Piccadilly erfunden.

Der Künstler Ties van Dijk, geboren 1993, ist vor der Freiluftausstellung durch Venlo spaziert. Und wie es in gut besuchten Städten so ist, fand er eine Menge von Dingen am Wegesrand: Schlüssel, Haarclips, Armbänder, Pommesgabeln. Diese Fundstücke platzierte er sorgfältig auf einem Untergrund und fotografierte sie wie ein Kuriositätenkabinett, sodass man gleich Lust bekommt, nach ähnlichen Fundstücken zu suchen.