Lobberich 18-Jähriger zieht von Lobberich nach Taiwan

Lobberich. · Niklas Erkes hat ein Stipendium für die Cheng-Shiu-Universität bekommen.

Niklas Erkes mit seiner Mutter Sandra und seiner Chinesisch-Lehrerin Yasmin Jeng-Zeitz.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Sprachen sind eine Leidenschaft von Niklas Erkes. Und er ist ein richtiges Talent: An der Liebfrauenschule Mülhausen, wo der Lobbericher in diesem Jahr sein Abitur ablegte, lernte er neben Englisch und Latein auch noch Spanisch, Griechisch und Chinesisch. Das hat ihm jetzt ein Stipendium beschert: Der 18-Jährige geht für ein Jahr nach Taiwan.

Genauer gesagt wird er die Cheng-Shiu-Universität in der Hafenstadt Kaohsiung im Süden des Landes besuchen. „Das verdanke ich meiner Chinesisch-Lehrerin Yasmin Jeng-Zeitz. Ohne sie hätte das nie geklappt“, sagt Niklas Erkes.

Schon als Fünftklässler stieg er an der Liebfrauenschule in die Chinesisch-Arbeitsgemeinschaft ein. Im Rahmen dieser AG stand einmal pro Woche eine Unterrichtsstunde an. Der Gymnasiast beschäftigte sich zudem in seiner Freizeit mit der Sprache, die ihn absolut faszinierte, wie er berichtet. Yasmin Jeng-Zeitz unterstützte diesen Einsatz mit weiteren Lehrmaterial.

Niklas Erkes legte im Laufe der Jahre die HSK-Sprachprüfungen ab, wobei er die anspruchsvolle HSK 3 am Konfuzius-Institut Düsseldorf gleichzeitig neben den Abitur-Klausuren absolvierte. Er und eine weitere Abiturientin waren dabei die ersten Schüler der Liebfrauenschule, die diese Prüfung machten. Die HSK-Prüfung ist ein standardisierter Test für Chinesisch als Fremdsprache; HSK steht für Hanyu Shuiping Kaoshi.

Nach dem bestandenen Abitur und der ebenfalls bestandenen HSK 3 kam bei Nikolas Erkes die Idee auf, sich für ein Stipendium zu bewerben, um seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt viele Bewerbungsfristen bereits abgelaufen. „Yasmin Jeng-Zeitz gab mir den Tipp, mich direkt bei einer Uni zu bewerben, und empfahl die Cheng-Shiu-Universität“, erzählt Niklas Erkes.

Er bewarb sich Anfang Juni – und Mitte Juli kam die Zusage. Für zwei Semester geht es nun an die Cheng-Shiu-Universität; mit dem Hauptfach Englisch sowie einem Chinesisch-Sprachintensivkurs. Dazu kommen sechs Stunden pro Woche, die er als Assistent eines Professors verbringt. An der Uni wird nämlich Deutsch unterrichtet, und der Lobbericher wird in diesem Bereich als studentische Hilfskraft arbeiten.

Die Liebfrauenschule hat in Kaohsiung eine Partnerschule

„Mit dem Wissen, dass Niklas nach Taiwan geht, fingen die Vorbereitungen an. Wir haben dafür sogar auf unseren Sommerurlaub verzichtet“, sagt seine Mutter Sandra Erkes. Visum, Impfungen, ärztliches Gesundheitszeugnis, Zusatzkrankenversicherung, Flüge buchen – die Liste der zu erledigenden Dinge war lang. Yasmin Jeng-Zeitz half. Sie band sogar ihren in Kaohsiung lebenden Bruder, der dort als Staatsanwalt tätig ist, in die Vorbereitungen mit ein.

Gemeinsam mit der Familie Erkes telefonierte sie mit dem Büro der Uni, das für die internationalen Schüler zuständig ist, und klärte praktische Fragen wie das Wohnen und dergleichen ab. „Für mein Zimmer im Studentenwohnheim auf dem Campus muss ich eine Matratze mitbringen. Der Bruder meiner Lehrerin wird diese und weitere Sachen, die ich für mein Zimmer brauche und im Flugzeug nicht mitnehmen kann, zusammen mit mir am ersten Tag direkt einkaufen. Das finde ich super nett“, sagt der 18-Jährige.

Die Stadt selbst ist für Niklas Erkes nicht ganz fremd. Die Liebfrauenschule hat in Kaohsiung eine Partnerschule, die er im Rahmen eines Austauschprogramms bereits besucht hat. „Ich reise mit Schülern der Liebfrauenschule im Oktober erneut zu unserer Partnerschule, und wir werden Niklas natürlich besuchen“, sagt Yasmin Jeng-Zeitz, die riesig freut, dass ihr früherer Schüler das Stipendium erhalten hat.

Am Samstag, 31. August, fliegt Niklas Erkes nach Taiwan. Im Rückticket hat er den Termin offen gelassen. „Mal sehen, was sich so ergibt. Man muss die Chancen ergreifen, wenn sie vorbei fliegen“, sagt er und lächelt. Was er vermissen wird, sind seine Familie und die Freunde. Die Radtouren mit seinem Opa, das Zusammensein und die Ausflüge mit seinen Eltern und Freunden werden ihm fehlen. „Wir haben auf jeden Fall schon mal Reisepässe beantragt. Wer weiß, vielleicht werden wir unseren Sohn in Taiwan besuchen“, sagt Sandra Erkes. Von der Chance, die Niklas mit dem Stipendium erhalten hat, ist sie begeistert.