47.000 Teilnehmer Aus Breyell in die USA – zum größten Zeltlager der Welt
Breyell. · Lucas Dahlke und Bela Janzik vom Pfadfinderstamm St. Lambertus Breyell reisten zum Weltpfadfindertreffen.
Bela Janzik reibt sich die Augen und muss überlegen, seit wann er wieder zurück ist. „Seit zwei Tagen, nee, gestern“, sagt er und lacht. Dem 15-Jährigen stecken die vergangenen dreieinhalb Wochen noch in den Knochen, wegen der Zeitumstellung ist er noch ein bisschen müde. Kein Wunder: Der Breyeller Pfadfinder und Lucas Dahlke (24) vom Stamm St. Lambertus Breyell haben am Weltpfadfindertreffen in den USA teilgenommen. Gerade erst sind sie von Kanada aus in die Heimat zurück geflogen.
Lucas Dahlke aus Brüggen-Bracht trat mit zehn Jahren dem Breyeller Pfadfinderstamm bei und ist dort seit fünf Jahren Betreuer. Mit seiner sogenannten Unit – bestehend aus 36 Kindern aus verschiedenen Stämmen in Nordrhein-Westfalen sowie drei weiteren Leitern – hatte er sich mehr als zweieinhalb Jahre auf das große Treffen in den USA vorbereitet. Alle vier Jahre findet das Weltpfadfindertreffen an einem anderen Ort statt, zuletzt in Japan, davor in Schweden, das nächste Mal 2023 in Südkorea. Jedes Mal ist es ein enormer Aufwand: In West Virginia kamen jetzt 47 000 Teilnehmer aus der ganzen Welt zusammen. „Das Camp war sechs mal acht Kilometer groß“, berichtet Dahlke. Es gab eine eigene Feuerwehrstation sowie 300 Krankenwagen und drei Helikopter, um die Pfadfinder im Notfall schnell versorgen zu können.
Beim Treffen 2011 in Rinkaby bei Kristianstad in Südschweden war Lucas Dahlke einer der Teilnehmer, dieses Mal war er als Leiter dabei. Ausrichter des Weltpfadfindertreffens (World Scout Jamboree) ist die World Organization of the Scout Movement. Angesprochen sind Teilnehmer zwischen 14 und 18 Jahren. Aus Deutschland fuhren in diesem Jahr rund 1200 Pfadfinder mit. Sie verbrachten zunächst drei Tage auf einem Zeltplatz in Washington D.C., um sich einzustimmen, bevor es weiter nach West Virginia ging. Finanzielle Unterstützung für die Reise gab es nicht. „Man muss das selbst bezahlen“, sagt Lucas Dahlke. Doch das ist es ihm wert.
Wer Glück hatte, sah am Rande des Zeltlagers einen Bären
Denn im Camp waren er und Bela Janzik zwar in ihrer Unit untergebracht, aber sobald sie ihre kleine Zeltstadt verlassen hatten, vermischte sich alles. „Innerhalb von ein paar Minuten macht man eine Weltreise“, sagt Lucas Dahlke begeistert. Die Niederrheiner sprachen mit Pfadfindern unter anderem aus Portugal, Argentinien, Luxemburg, England, Kolumbien und Finnland und haben schnell gemerkt, „dass uns mehr verbindet, als uns trennt“, sagt der 24-Jährige. „Man hat die gleichen Probleme, die gleichen Diskussionen mit Eltern und Jugendlichen.“
In der Unit von Lucas Dahlke und Bela Janzik schliefen jeweils vier bis fünf Pfadfinder in einem Zelt. Morgens kauften sie in einem der Versorgungszelte Essen für den Tag, gemeinsam kochte es die Gruppe später mit dem Gaskocher. Bei Temperaturen über 30 Grad ertönte alle zwei Stunden eine Lautsprecherdurchsage, dass die Pfadfinder ans Trinken denken sollen. Wer Glück hatte, sah am Rande des größten Zeltlagers der Welt einen Bären, andere entdeckten Schlangen. „Aber die waren ungiftig“, beruhigt Lucas Dahlke.
Das 24. Weltpfadfindertreffen stand unter dem Motto: Unlock a New World (zu deutsch etwa: Erschließ dir eine neue Welt). Zum Anfang und zum Ende gab es eine große gemeinsame Veranstaltung, dazwischen konnte jeder Pfadfinder machen, worauf er Lust hatte: Bogenschießen, klettern oder Rafting-Touren beispielsweise. Zudem gab es spezielle Zelte, in denen sich die Teilnehmer über andere Länder informieren konnten.
Nach zwölf Tagen im Camp ging es für die beiden Niederrheiner und andere Pfadfinder aus Deutschland weiter nach Kanada. Diese Nachtour hatten sie vorher gebucht. In der Nähe von Toronto waren sie Gäste eines Pfadfinderstamms, lernten die dortige Kultur kennen und besuchten Ureinwohner.
Mit einigen der Pfadfinder, die sie auf ihrer Reise kennengelernt haben, wollen sie in Kontakt bleiben. Um das zu vereinfachen, hatten die Veranstalter extra eine App entwickelt. Wer seinen Chip an Arm- oder Halsband an den eines anderen hielt und drückte, wurde über die App miteinander
verbunden.