Respekt ist ihr Konzept
Die Sozialpädagogin Ute Clevers verabschiedet sich aus Speckerfeld. Sieben Jahre lang hat sie das Bürgerbüro Breyell geleitet.
Breyell. Leerer Schreibtisch, volles Herz: „Ich habe mein Büro aufgeräumt, nehme vor allem Erinnerungen mit an die vielen Begegnungen, an die Menschen“, sagt Ute Clevers. Sieben Jahre lang leitete sie das Bürgerbüro Breyell, machte es zum Herzstück des Multikulti-Wohngebietes Speckerfeld, in dem über 2000 Menschen aus zwölf Nationen leben. Das zarte Pflänzchen Miteinander, das sie säte und hegte, hat einigermaßen Bestand, hofft Ute Clevers: „Ich habe ein gutes Gefühl.“ Am Montag verabschiedet sie sich von Speckerfeld.
Als das Projekt Bürgerbüro 2004 gestartet wurde, galten Jugendkriminalität, Randale und Dreck als typisch für Speckerfeld. Mittlerweile ist das Wohngebiet raus aus den Schlagzeilen: „Es ist hier manches gewachsen, was aber nicht heißt, dass es weniger Probleme gibt“, meint Ute Clevers. Bewährt hat sich ihr Konzept: „Auf die Menschen zugehen, ihnen mit Respekt begegnen, sie unterstützen in ihren Bemühungen, als Mitbürger angenommen zu werden.“
Schnell verstanden die Speckerfelder, dass die Sozialpädagogin mit ihrer ruhigen und freundlichen Art, mit ihrem gewinnenden Lachen es ehrlich mit ihnen meint: „Ich will ja die Menschen verstehen können.“ Viele Zuwanderer aus anderen Kulturen fühlten sich hier isoliert: „Ich habe den Eindruck, egal ob du aus dem Ruhrgebiet kommst oder aus Kasachstan, für viele hier bleibst du immer ein Zugezogener, ein Fremder“, bedauert Ute Clevers.
Immerhin, so manche Speckerfelder hat sie fürs ehrenamtliche Engagement gewinnen können, Initiativen wie Ferien-Aktionen, Feste und Hausaufgabenhilfe wurden nahezu Selbstläufer. Andere, wie das Internationale Frauencafé, waren „leider nicht von Bestand“.
Gemeistert hat Ute Clevers ihre schwierige Aufgabe auch, weil sie „Arbeit und Privates gut trennen“ kann, beim Wandern, Lesen oder mit einem „lecker Bierchen“ abschaltet. Die 44-Jährige freut sich für die Menschen in Speckerfeld, dass nach langem Gerangel zwischen Stadt und Kreis, Politik und freiem Träger das Bürgerbüro weiter von einer hauptamtlichen Fachkraft geleitet wird.
Ute Clevers’ Abschied in Raten indes — ihre Arbeitszeit wurde stetig reduziert — stand schon länger fest: „Ich leite ja die Bahnhofsmission in Krefeld.“ Sagt sie, schließt ihr Büro ab, geht raus und wird — wohl zum letzten Mal — umringt von einer Kinderschar: „Hallo, Frau Clevers!“