Radwegenetz: Mängelkatalog bleibt lang

Die SPD-Arbeitsgruppe 60 Plus hat in Viersen 70 Problemstellen für Radfahrer ausgemacht. Um die Stadt jedoch fahrradfreundlicher zu gestalten, ist ein Nahmobilitätsmanager nötig.

Foto: Knappe

Viersen. Rund 70 Problemstellen im Viersener Stadtgebiet hat die SPD-Arbeitsgruppe 60 Plus der Stadtverwaltung seit November 2015 vorgelegt. „Einige konnten wir zeitnah beheben, einige bedürfen einer langfristigen Planung“, sagt Beatrice Kamper, Technische Beigeordnete. Mittlerweile hat die SPD-AG weitere Mängel im Radwegenetz der Stadt erhoben und in Radtouren Kamper und Harald Droste vom Fachbereich Stadtentwicklung vorgestellt. Wunsch der AG, die vom ehemaligen Ratsmitglied Jochen Häntsch 2015 gegründet wurde, ist es, Viersen fahrradfreundlicher zu gestalten.

Die Besichtigung der neu erfassten Problemstellen fand vergangenen Woche in mehreren Radtouren statt, bei denen auch die Technische Beigeordnete aufs Rad stieg. Die erste Tour führte nach Dülken. Von Wurzeln aufgebrochene Radwege, unbefestigte Stellen, mangelhafte Straßenmarkierungen und Beschilderungen: All dies steht auf der Liste der aus Sicht der Arbeitsgruppe beklagenswerten Stellen im Viersener Radwegenetz. In den Tagen darauf wurden auch Problemstellen in Alt-Viersen und Süchteln besucht.

Nicht alle aufgezeigten Mängel seien als unsicher oder gefährlich zu werten: „Natürlich sehen wir, dass einiges verbessert werden kann“, sagt Kamper. „Wir müssen aber zwischen ,fahrradfreundlich’ und ,verkehrssicher’ unterscheiden.“ Außerdem müssten die Interessen aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden. „Wir freuen uns, dass die Arbeitsgruppe so gut organisiert ist und die Mängel an uns heranträgt, das hilft uns natürlich sehr.“ Jedoch könne die Stadt keine alle Mängel umfassende Lösung versprechen.

Und auch, was umsetzbar ist, könnte seine Zeit brauchen, bis es in die Wege geleitet ist: „Manches lässt sich schnell beheben, beispielsweise der Überrest eines Metall-Pöllers“, sagt Kamper. Das bei der Befahrung der Problemstellen entdeckte Metallstück auf dem Weg sei bereits am Tag nach der Führung entfernt worden. Die Neuanlage, Umgestaltung oder grundlegende Sanierung von Radwegen hingegen, die an etlichen Stellen im Mängelkatalog gefordert wird, sei nicht nur anspruchsvoll und langwierig in der Planung, sondern auch mit Kosten verbunden. Diese müssten beispielsweise über Fördergelder gedeckt werden. Die Mittel müssten erst beantragt und genehmigt werden.

Für die Beantragung weitere Mittel und für größere Schritte Richtung „fahrradfreundliches Viersen“ fehle zurzeit aber eine Person, die sich um die Konzepte und Bewerbungen kümmert, finden sowohl die Technische Beigeordnete, als auch Häntsch. „Dafür hatten wir Alexander Ehl, unseren Nahmobilitätsmanager, eigentlich eingestellt“, sagt Kamper. Ehl war erst im September 2017 von Hamminkeln nach Viersen gewechselt, setzte seine Arbeit hier jedoch nicht lange fort. Im März wurde bekannt, dass Ehl aus familiären Gründen aufhört. „Wir machen natürlich im uns möglichen Umfang weiter mit der Arbeit am Radwegenetz“, sagt Kamper. Für viele Anliegen bräuchte es aber jemanden, der nicht nur die Bedürfnisse der Radfahrer im Blick hat, sondern sich allgemein mit dem Thema Nahmobilität befasst. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben — die Suche und Auswahl der Bewerber werde jedoch keine schnelle Angelegenheit sein, so Kamper.

Einige Teilnehmer der Rundfahrt äußerten Kritik daran, dass aus den vom Land investierten 3,3 Millionen Euro für Straßen und Radwege im Kreis nichts in die Radwege der Stadt Viersen fließen würde. „Das stimmt nicht“, sagte Droste und verwies auf geplante Maßnahmen. Auf der Landstraße 116 zwischen Viersen und Mönchengladbach Nord sollen die Fahrbahndecke und der Radweg instandgesetzt werden. Die Gesamtkosten liegen bei 500 000 Euro.

Auch der bei der Radführung kritisierte Abschnitt des Radwegs vom Ortseingang Dülken nach Viersen soll im Zuge von Fahrbahndecken-Reparaturen ausgebessert werden, berichtet Kamper. Einen genauen Zeitpunkt für die Arbeiten gebe es zwar noch nicht, die Planungen sollten aber in den nächsten Monaten stattfinden. Insgesamt zeigte sich aber Häntsch zufrieden mit der Begehung: „Wir freuen uns, dass wir mit Beatrice Kamper, aber auch mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller jemanden in der Stadt haben, der sich für unsere Anliegen interessiert.“

Langfristiges Ziel sei es, aktiv in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW (AGFS) mitzuarbeiten, sagt Kamper. Ein Stück fahrradfreundlicher dürfte aber in absehbarer Zeit zumindest der Viersener Bahnhof werden: Dort sollen 20 zusätzliche Fahrradboxen aufgestellt werden, berichtet Droste. Diese sollen elektronisch ausgestattet sein. Die Fördermittel sind bereits beantragt.