Streit um Fördergeld für Schulen
Durch „Gute Schule 2020“ werden viele Gebäude verbessert. Doch nicht alle sind mit der Verteilung zufrieden.
Nettetal. Zum Jahresende 2018 kann die Realschule in Kaldenkirchen eine schöne Weihnachtsfeier in der Aula und dem Eingangsbereich feiern. Denn dieser wird für 350 000 Euro wieder auf Hochglanz gebracht. Dazu trägt nicht nur ein gründlicher Anstrich der Betonwandflächen bei, sondern auch eine Erneuerung der Decken und die Ergänzung des Brandschutzes. Weiter fließen jeweils 20 000 Euro in Anstreicherarbeiten im Flur und Treppengeländer sowie im Verwaltungsbereich und Lehrerzimmer, wo die Decken es besonders nötig haben. Mit fast 400 000 Euro steht die Realschule einsam an der Spitze bei den Projekten 2018 im Programm „Gute Schule 2020“, das der Stadt innerhalb von vier Jahren drei Millionen Euro beschert.
Im ersten Jahr des Programms hat Nettetal die zur Verfügung stehenden 750.000 Euro gar nicht ausgeben können. Nur knapp 145 000 Euro brachte die Stadtverwaltung 2017 bei fünf Projekten unter, sodass 605 000 Euro auf 2018 übertragen werden müssen. „Diese müssen aber in diesem Jahr auch ausgegeben werden, sonst verfallen sie“, betonte mit Nachdruck der Erste Beigeordnete Armin Schönfelder im Stadtratsausschuss für Schule und Sport. Denn für dieses Jahr stehen noch weitere 750 000 Euro zur Verfügung.
Aus einer Wunschliste der Schulen mit 200 Positionen hatte die Bauverwaltung schließlich 29 herausgefiltert, die vor allem Verschönerungsarbeiten in den Schulen betreffen und sich auf rund 160 000 Euro summierten. Die Positionen reichen beispielsweise von der Infotafel an der Gemeinschaftsgrundschule Breyell (abschließbare Glasscheibe vorsetzen — 620 Euro) bis zu Malerarbeiten an der katholischen Grundschule Breyell (Keller im Hauptgebäude — 15 000 Euro) oder der Außenbeschattung an der katholischen Grundschule Lobberich (Gebäude B unten — 15 000 Euro).
Hartmut Esser, Leiter Werner-Jaeger-Gymnasium
Während sich der Kaldenkirchener Realschulleiter Joachim Sczyrba über die allgemeine Zustimmung zu den umfassenden Arbeiten an seiner Schule sichtlich freute, haderte Hartmut Esser, Leiter des Werner-Jaeger-Gymnasiums, mit der Fast-Nichtberücksichtigung seiner Schule: Ihm wurden lediglich 4000 Euro fürs Anstreichen von Türen bewilligt, obwohl 14 Projekte angezeigt worden waren. „Wir haben Räume, die haben seit 50 Jahren keine Sanierung mehr erlebt“, sagte er. Er wurde von der Technischen Beigeordneten Susanne Fritzsche getröstet mit dem Hinweis, dass vieles vom Nette-Betrieb als laufende Aufgabe der Unterhaltung erledigt werde; zudem komme das Gymnasium in ein neues Programm, in dem unter dem Zeichen Klimaschutz Beleuchtungsanlagen erneuert werden.
„Wir wünschen uns nicht nur eine schöne Schule, sondern auch eine dichte Schule“, merkte Irene Sieker mit leichter Ironie an. Die Leiterin der Gesamtschule monierte nicht nur zahlreiche undichte Stelle in Dach und Mauerwerk, sondern auch Probleme bei den automatischen Türöffnern: „Das trifft vor allem unsere Rollstuhlfahrer.“ Auf Mängel an der katholischen Grundschule Breyell machte Robin Meis (WIN) aufmerksam. Das „defekte Waschbecken im Erste-Hilfe-Raum“ notierte sich Nette-Betriebs-Chefin Fritzsche: „Das geht natürlich nicht.“
Für die CDU äußerte Jürgen Boyxen „die dringende Erwartung, dass die Dinge auch zügig umgesetzt werden“, denn „es wäre eine Blamage, wenn wir das nicht hinkriegen“. Renate Dyck (SPD) legte sich noch einmal ins Zeug für den Neubau des Lehrschwimmbeckens in Breyell, das nicht gegen andere Projekte ausgespielt werden sollte: „Es ist absolut kein Luxus mehr in dieser Stadt“. Gut 630 000 Euro stehen dafür in diesem Jahr noch zur Verfügung, nachdem auch 170 000 Euro in die Digitalausstattung der Grundschule in Schaag und der Gesamtschule geflossen sind.