Billard-WM: Hammergruppe für Gastgeber

Schon in der Vorrunde warten in Viersen schwere Gegner auf das deutsche Team — dessen endgültige Zusammensetzung noch offen ist.

Viersen. Die Verantwortlichen der Team-Weltmeisterschaft im Dreiband-Billard (1. bis 4. März) nennen das, was auf Deutschland wartet, eine „Hammergruppe“. Mancher wird vermutlich sogar den Begriff „Todesgruppe“ verwenden. Zum ersten Mal seit 2004 könnten die Gastgeber in der Viersener Festhalle bereits in der Vorrunde scheitern, so die Befürchtung. Hochspannung von Anfang an ist also zu erwarten.

Denn: Bei der 23. Auflage der Meisterschaft in Viersen muss Deutschland nicht nur gleich gegen die starken Franzosen ran, sondern auch gegen die Türkei. Nach der Absage von Montenegro ist die B-Mannschaft vom Bosporus nachgerückt. Die bilden Adnan Yüksel und Murat Naci Coklu, die 2010 den Titel am Niederrhein holten. Titelverteidiger Türkei schickt als A-Mannschaft außerdem erneut Tayfun Tasdemir und Lüfti Cenet ins Rennen, die im vergangenen Jahr in der Viersener Festhalle triumphierten.

Die Besetzung der deutschen Mannschaft steht derweil immer noch nicht fest. Gerade angesichts der gefährlichen Gruppengegner wollen Kurt Dahlhaus, Sportdirektor der Deutschen Billard-Union, und Bundestrainer Werner Naruhn noch die Bundesliga-Spiele vom kommenden Sonntag auswerten, ehe sie sich festlegen, wer als Partner des gesetzten Martin Horn ins Rennen geht: Stefan Galla und Christian Rudolph (auch „Mr. Viersen“ genannt) liefern sich ein indirektes Duell um den zweiten Platz in der deutschen Mannschaft.

Und darum geht’s beim Dreiband: Der Spielball soll so gestoßen werden, dass er die beiden anderen Kugeln trifft. Das nennt man Karambolage und bringt einen Punkt. Doch bei der Königsdisziplin des Billardsports soll der Ball außerdem noch mindestens dreimal die Bande berühren.

In Viersen spielen 18 Teams aus 17 verschiedenen Nationen in sechs Gruppen. Diese spielen zunächst eine Gruppenrunde (mit zwei Gewinnsätzen) in sechs Dreiergruppen. Nur die jeweiligen Sieger sind für das Viertelfinale qualifiziert, dann beginnt die K.o.-Runde (drei Gewinnsätze), in der nur noch ein Sieg zählt. Die zweitplatzierten Teams einer Gruppe bekommen mit einer Hoffnungsrunde eine zweite Chance. Es treten immer jeweils vier Spieler an zwei Tischen an: Spieler 1 von Team X spielt gegen Spieler 1 von Team Y, Spieler 2 von Team X spielt gegen Spieler 2 von Team Y.

Eine besonders harte Nuss könnte in diesem Jahr Belgien sein. Das Nachbarland sieht sich als weltweit führende Nation in Sachen Dreiband, hat aber noch nie den WM-Titel in Viersen gewonnen. Mit Eddy Merckx und Frédéric Caudron, da sind sich die Experten einig, stehen die Chancen in 2012 aber so gut wie noch nie. Allerdings will da auch Rekord-Weltmeister Schweden mit Torbjörn Blomdahl und Michael Nilsson ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Der deutsche Spieler Martin Horn geht auf jeden Fall vom Gruppensieg für sein Team aus und betont, wie wichtig ihm die aktive Teilnahme an der darauffolgenden Runde ist: „Ich persönlich habe immer Bock aufs Viertelfinale am Samstagabend.“ Für ihn sei es immer der schönste Tag in Viersen — „dann ist die Halle voll“.

Im vergangenen Jahr gehörten die Deutschen mit den Niederländern zu den Halbfinalisten. Hinter der Türkei holte Belgien Silber.