Blauzungenkrankheit - Der Schrecken des Schäfers
Hans Lupp weiß, welchen Schaden die Blauzungen- Krankheit anrichten kann.
Viersen/Niederkrüchten. In den Niederlanden ist die Blauzungenkrankheit bei Schafen wieder ausgebrochen. Die Impfungen waren in diesem Fall vergebens - es handelt sich um einen neuen Virusstamm, der dagegen immun ist. Der Kreis Viersen liegt in der Kontrollzone, die sich in einem Radius von 150 Kilometern um die betroffenen Betriebe nahe Gronau zieht. Geht jetzt die Angst um unter den Schaf- und Rinderzüchtern?
Hans Lupp steht bedächtig auf einem Feldweg zwischen Ober- und Niederkrüchten. Hund Max liegt zu seinen Füßen, seine Kollegen Prinz und Nette schauen aufmerksam zu der Herde hinüber, die auf Feldern am Oberkrüchtener Ortsrand grast. "Das ist eine schlimme Nachricht, sehr schlimm", sagt Lupp ruhig.
Panik würde nicht zu dem Mann passen, der mit der Herde im Auftrag des Landschaftsschutzes unterwegs ist. 350 Moorschnucken hat er hier, eine weitere Herde hütet sein Sohn im ehemaligen Munitionsdepot in Bracht. Lupp ist unterwegs vom Lüsekamp über das Elmpter Bruch bis hin nach Kaldenkirchen.
"Voriges Jahr sind uns um die 200 Tiere gestorben", sagt Lupp. Alle waren krank, der gesamte Bestand. Und die Krankheit hat nachgewirkt bis in dieses Jahr. An Spätfolgen wie Gelenkerkrankungen sind noch im Frühjahr einzelne Tiere gestorben. "Und viele wurden einfach nicht trächtig", erzählt er weiter.
Ob nun durch die Krankheit die Spermien der Böcke geschädigt worden sind, oder die weiblichen Tiere zu geschwächt waren, um zu empfangen, weiß er nicht. "Aber letztes Jahr, da war das in den warmen Monaten, im August, September", erinnert er sich. "So spät im Jahr ist sehr ungewöhnlich."
Denn schließlich sei die Überträgerin eine Mücke. "Gegenseitig stecken sich die Tiere nicht an", das hat ihm ein Tierarzt erklärt. Deshalb gibt es auch keine besonderen Desinfektionsmaßnahmen im Kontakt mit Menschen, die sich ohnehin selten zu Lupp, seinem angestellten Schäfer Olaf und den Hunden verirren. Wenn, dann höchstens, um ein paar schöne Fotos zu machen.
Die Schafe grasen unbeirrt weiter. Lupp hofft, dass die Gefahr gebannt ist, wenn es bald zu kalt für die Mücken wird. "Und heute Nacht hatten wir schon den ersten Bodenfrost." Den Schafen macht das nichts. Sie sind sommers wie winters draußen, nur ein trächtiges Schaf wird kurz vor der Geburt in den Stall geholt und kommt dann später mit dem Lamm wieder zur Herde zurück.
Über das Geld, was er durch die Krankheit verlieren könnte, mag der Schäfer nicht reden - am Ende werde jedenfalls das, was eine Tierseuchenkasse zahlen könne, den Verlust nicht wettmachen. Er denkt vor allem an das Leid der Tiere. "Da haben sich einige letztes Jahr wirklich durch den Winter gequält und sind dann im Frühjahr doch gestorben."
Deshalb sieht er erfreut in Richtung des klaren blauen Himmels, denn klar bedeutet kalt, und kalt bedeutet bald das Ende der Mücken.