Eine Künstlerin über den Dächern der Stadt
Eine Bildhauerin wohnt und arbeitet ein Jahr in der Alten Lateinschule.
Viersen. Vor drei Jahren haben die Niederrheinwerke die baufällige Alte Lateinschule von der Remigiuspfarre gekauft und renovieren lassen. Für
450 000 Euro entstanden im Erdgeschoss eine Galerie, darüber eine loftartige Wohnung mit Schlafempore und das Künstleratelier. Einbaumöbel, ein "Garten" und Sitzplatz im Treppenraum unter freiem Himmel laden zum Experimentieren Arbeiten ein. Im Innenhof verläuft eine Spindeltreppe, die in einem Ausguck mit Blick über die Stadt endet.
Und Fleur Stoecklin ist die erste Künstlerin, die all das bewohnen und nutzen darf. Die junge Baselerin erhielt das Stipendium "Kunstgenerator", das von den Niederrheinwerken gemeinsam mit der Stadt ausgelobt wird. Vor zwei Wochen erhielt die 31-jährige Bildhauerin die Nachricht, dass sie ausgewählt wurde.
Die Künstlerin besuchte 2003/04 die Schule für Gestaltung in Basel, studiert seit 2005 an der Kunstakademie in Düsseldorf, derzeit in der Klasse von Professor Irmin Kamp. Seit 2006 beteiligt sie sich mit ihren Werken an Gruppenausstellungen.
"Ich habe als Kind schon gerne im Garten modelliert", sagte Fleur Stoecklin mit Blick auf die Alte Lateinschule. Viersen habe sie nicht gekannt, gesteht sie. Ende des Jahres wird sie in eine eigene Ausstellung in Viersen präsentieren.
Die Kulturabteilung der Stadt hat die junge Künstlerin ausgewählt, eine Art Vorstipendium, so Kulturreferentin Tanja Muschwitz. Weil nämlich die Stipendiatin noch nicht nach den Regeln aus einer Ausschreibung hervorging. Zuvor hatte sie Kontakt zu Hochschulen aufgenommen. Ein Dutzend junger Künstler war in die engeren Wahl.
Die Lateinschule soll zu einem lebendigen und schöpferischen Ort werden, der die natürliche Begegnung mit Kunst fördert, so Frank Kindervatter, Chef der Niederrheinwerke. Die Besucher können den Stipendiaten bei der Arbeit im Atelier zuschauen.