Fest: Guter Start für den Opernball
Musik sorgte für Gänsehaut. Doch Veranstalter will keine Wiederholung.
Viersen. Gar nicht schlecht. Für den Anfang. Noch dazu, weil der erste Viersener Opernball eigentlich gar keiner werden sollte. "Ich suchte lediglich einen Rahmen für mein Orchester", sagt Michael Mengen, Orchesterleiter von Opus 125 und Ball-Organisator.
So eine Veranstaltung hatte es bereits im Vorjahr am 1. Mai gegeben. Weil er die Sopranistin Dara Hobbs gewinnen konnte, entstand bei Mengen die Idee "Opernball". So gehört das Konzert von Opus 125 und der jungen Amerikanerin, bis 2009 an den Städtischen Bühnen Krefeld-Mönchengladbach engagiert, zu den gelungenen Teilen des Opernballs.
Für ihre Arien erhält sie begeisterten Applaus und stehende Ovationen. Immer ist sie sicher, immer trifft sie die richtige Lautstärke. Ihre Stimme ist stark, auch bei den leisen Tönen und voller Ausdruckskraft. Gänsehautmomente.
Das Orchester aus halbprofessionellen Musikern spielt voller Schwung und Begeisterung. Mengen hat Stücke gewählt, die es meistert. Wie in der Carmen- Suite von George Bizet im "Los dragons d´Alcala" nach dem Soloteil von Klarinette und Fagott die Streicher einsetzen - das geschieht so sanft und behutsam, als würden sie ihnen unmerklich einen weichen Teppich unterschieben. Wie sie im letzten Satz "Les Toréadors" mit Verve und Kraft die Stierkämpfer aufziehen lassen, das reißt mit.
Daraus lässt sich was machen, das ist Grundlage für einen richtigen Opernball. Zu diesen Grundlagen gehört auch das Salon-Ensemble "Wiener Melange". Kaum setzt es mit dem Frühlingsstimmenwalzer ein, sind die ersten Paare schon auf der Tanzfläche und genießen kurz deren Weite, bevor sie sich füllt. Es gibt also Paare in Viersen, die gerne und gut tanzen, sogar Walzer linksherum, die das richtige Publikum für einen Ball abgeben.
Doch dann kommt man schon zu Bereichen mit Förderbedarf. Da engagiert man ein hervorragendes "Duo Hungarica", das mit Geige und Zimbal ungarische "Zigeunermusik" macht, und platziert es so, dass es kaum gehört wird.
Da gibt es, bis auf zwei Sparkassenbanner am Bühnenrand, keine Dekoration, geschweige Blumen. Da fehlen Prominenz (Ausnahme: Bürgermeister nebst Gattin), Politiker, auch solche aus dem Kreis, die Spitze von Verwaltung und Wirtschaft.
Etliche Besucher sollte man dazu bringen, bei der Fahrradtour am 1. Mai warme Beinkleider zu tragen, damit sie nicht während des Konzerts dauernd den Saal verlassen müssen, wo sie nicht ’mal im Stande sind, die Türen geräuschlos zu schließen. Auch sind diese Beinkleider nicht das, was man als festliche Kleidung wünscht.
Ein beiges, knielanges Ensemble im Hippie-Look ist es ebensowenig. Doch selbst wenn ein eleganter langer Samtrock hochgeschlitzt mutig ein perfektes Bein zeigte, steckte der Fuß in flachen Latschen. Das passt wie die Faust aufs Auge.
Bürgermeister Günter Thönnessen ist stolz: "Viersen ist eine wunderbare Stadt, es hat eine wunderbare Festhalle und ein wunderbares Orchester", sagte er zur Eröffnung des ersten Opernballs.
Doch wenn man Organisator Michael Mengen fragt, war das eine einmalige Sache: "Wenn ich wieder alles alleine machen muss, gibt es keinen Opernball mehr."
Man hat den nebenberuflichen Orchesterleiter hängen lassen, dem es um einen schönen Auftritt für Opus 125 ging. Ein Anliegen, das sich trifft mit Interessen der Stadt und des Kreises: Imagewerbung ist nur ein Stichwort.
So sollte man überlegen, wer sich in Zukunft um Deko und Blumen kümmert, um Tische und Kerzen. Wer den Spitzen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft Karten verkauft, damit sie die Gelegenheit zum Auftritt wahrnehmen, die Gelegenheit, sich in locker-festlicher Atmosphäre auszutauschen.
Wenn Viersen einen Opernball haben will, muss es sich reinhängen.