Geschichte: Auf den Spuren der Vergangenheit

Viersen. Eine Arbeitsgruppe sichtet Akten und hat einen Verein zur Erforschung der Heimathistorie gegründet.

Viersen. Sie wissen das selbst: Ihre Arbeit ist unspektakulär. Sie wird nicht selten sogar mitleidig belächelt. Doch das ficht die fidelen 70- bis 80-Jährigen überhaupt nicht an. Seit mehr als einem Jahrzehnt ackert das Grüppchen die Akten des Viersener Stadt- und der Kirchenarchive durch. Resultate waren u.a. Publikationen und Ausstellungen wie "600 Jahre Süchteln" oder "150 Jahre Stadt Viersen", um nur die jüngsten zu nennen.

Nun wollen die zehn Mitglieder der bisherigen "Arbeitsgruppe für Orts- und Heimatgeschichte im Stadtarchiv Viersen" etwas mehr. Die zehn Hobby-Historiker haben deswegen den Verein "Geschichte für Alle e.V." gegründet. Vorsitzender ist der fast 80-jährige Kurt Schroeren. Sprecherin Margret Hesse. "Wer die Vergangenheit nicht kennt, hat auch keine Zukunft."

Dieses Wort ist so etwas wie der Wahlspruch des Vereins. Mag stimmen. Doch was sie antreibt, die älteren Herrschaften: Sie haben gemerkt, wie spannend Geschichte, Heimatgeschichte zumal, sein kann: "Man hebt einen Zipfel hoch und hat plötzlich die ganze Decke in der Hand und sieht, welche Ereignisse sich darunter verbergen, welche Schicksale und Zusammenhänge", sagt Margret Hesse.

Man verstehe, über wie lange Zeiträume vergangene Dinge gewirkt haben, manchmal bis in die Gegenwart hinein. Beispiel: Die Arbeitsgruppe hat nahezu alle Kirchenbücher mit Tauf-, Ehe- und Sterberegister des Stadtgebiets, teilweise 300, 400 Jahre alt, kopiert, lesbar übersetzt und tabellarisch erfasst. Wenn nun ein Viersener etwas über seine Vorfahren wissen will: Bitte schön, im Archiv liegt eine hervorragende Quelle.

Teilweise handelt es sich bei den Einträgen nicht nur um eine bloße Abfolge von Namen und Daten. Da wurden auch ganze Lebensläufe festgehalten und gewähren heute einen Einblick in die Lebensumstände vergangener Tage. Ebenso wie die Totenzettel. An die 5000 dieser Todesanzeigen des 18. und 19. Jahrhunderts hat der Verein bereits gesammelt.

Derzeit arbeiten die Stadt-Historiker an den Sterbebüchern der Gemeinde Boisheim von 1660 bis 1779. Als nächste Veröffentlichung ist ein Werk über den Ersten Weltkrieg und seine Auswirkungen in Viersen geplant. Vier Mitglieder teilen sich die Arbeit, jedes nimmt sich ein Kriegsjahr von 1914 bis 1918 vor.

Vorsitzender Schroeren: "Da gibt es eine Zusammenstellung aller gefallenen und geehrten Viersener. Die existiert bisher noch nicht, nicht ’mal die genauen Zahlen sind bekannt." Für Viersen hat die Zählung rund 800 Gefallene ergeben, für Dülken an die 400.

Mit der Vereinsgründung hoffen die Historiker, mehr Viersener für ihr Hobby zu interessieren, vielleicht neue Mitglieder zu gewinnen. Hesse: "Wir hoffen auf alle Personengruppen, Jugendliche natürlich auch.

Das ’Alle’ schreiben wir deswegen groß." Sie warnt jedoch: "Man muss sich im Klaren sein, dass es eine mühselige und zeitraubende Arbeit ist." Auch wenn Computer und spezielle Programme heute einiges erleichtern.