Niederrhein: Würstchen für Weltmeister
Auf dem Brungshof in Korschenbroich geben Uwe Henke und Udo Erkes Kochworkshops– auch zum Thema Grillen.
Niederrhein. Udo Erkes ist in seinem Element. Es gießt wie aus Kannen auf die niederrheinischen Wiesen bei Korschenbroich, doch den 39-jährigen Metzgermeister und gelernten Koch stört das nicht. "Die Leute machen sich beim Grillen immer wieder viel zu viele Sorgen um das Wetter", erklärt er.
Sein Credo: Schlechtes Wetter beim Grillen gibt es nicht. "Entweder, es scheint die Sonne, dann ist alles gut. Oder es rotten sich 20 Leute auf wenigen Quadratmetern zusammen, dann ist die Stimmung irgendwann auch gut." Gemeinsam mit Uwe Henke, Inhaber des Brungshofs, gibt Erkes regelmäßig Kochworkshops. Auch zum Thema Grillen.
Gut 25 Teilnehmer haben sich zum Workshop "Grillen wie die Weltmeister" angemeldet und stehen noch mit einem Prosecco auf der Terrasse, als Erkes bereits klarstellt: Ein guter Grillabend ist vor allem viel Arbeit. Und auch eine Frage des Fleisches. "Lieber esse ich ein Stück weniger und es hat gut geschmeckt, als dass ich mir drei Stücke reinhaue und hinterher Magenschmerzen habe."
Sein Kompagnon Uwe Henke stellt für die Workshop-Teilnehmer die Arbeit vor den Genuss. Das Ziel des Abends ist recht ambitioniert: Neben verschiedenen Gewürzmischungen mit mehreren Sorten Pfeffer, Curry, Chili, Limonengras und Meersalzen soll ein Pesto hergestellt werden, ein Kartoffelsalat, ein Bruschetta-Aufstrich, eine Marinade für Grillgemüse, Ketchup und ein ganz besonderer Nachtisch.
Schnell haben sich einzelne Arbeitsgruppen gebildet, nachdem Erkes Schürzen verteilt hat. "Alleine damit fühlt man sich wie ein halber Lafer." Gelächter klingt durch den geschmackvoll eingerichteten Hof. Die Stimmung ist gut, der Regen scheint nicht mehr zu interessieren.
Schnell zeigt sich: Beim Grillen gelten noch alte Klischees. Während die weiblichen Teilnehmer drinnen eifrig in der großen offenen Küche Gemüse putzen, stehen die Männer rund um den Grill-selbst wenn sich dort noch gar nichts tut, außer dass die Grillkohle vor sich hin glüht-und debattieren die Vorzüge von Kugelgrills aus.
Dann wird es schließlich doch heiß: Udo Erkes gibt einen Einblick in die Kunst der Grillkunde. Dass ausreichend abgehangenes Fleisch eines heimischen Rinds ein anderes, seiner Meinung nach feineres Aroma habe, als das eines argentinischen Rinds, das direkt nach der Schlachtung für den Übersee-Transport eingefroren wurde. "Das Lieblingsgrillgut aller Deutschen bleibt jedoch das Würstchen", hebt er hervor.
Deswegen hat Erkes auch davon eine reiche Auswahl mitgebracht: Würstchen mit Majoran, solche mit Mett oder andere in Altbiergelee eingelegt. Auf die hat der 39-Jährige ein Patent angemeldet. "Ein schöner milder Senf dazu, etwas Kartoffelsalat und ein Glas Altbier-ein Gedicht", schwärmt er.
Darüber, dass er so gar nicht dem Klischee eines Metzgermeisters entsprechen will, kann Erkes nur milde lächeln. "Dieser Beruf hat nichts mehr damit zu tun, mit einem blutigen Messer auf dem Hof hinter einem Schwein herzulaufen", erklärt er. Stattdessen sei immer mehr Kreativität gefragt, vor allem, wenn auch noch Partyservice zum Angebot gehöre. "Wer nach einer Ausbildung zum Metzger noch eine zum Koch anschließt, der wird in dem Berufsfeld überall mit offenen Armen empfangen."
Unterdessen wird auf der Terrasse Nackenkotelett verkostet. Die Stille wird nur von Ausrufen der Verzückung unterbrochen. "Mensch, ist das lecker", stöhnt ein Teilnehmer und verdreht genießerisch die Augen. Die Ehefrau direkt daneben erklärt, sie fürchte bereits den nächsten Besuch auf der Waage.
Dabei wartet der mit Ouzo durchzogene Schokokuchen mit flüssigem Kern noch geduldig im Backofen. Übergewichtssorgen prallen an Udo Erkes ab. "Man muss ja nicht jeden Tag grillen." Schließlich solle es ja auch ein kulinarisches Erlebnis bleiben.