Premiere: Der Koffer für die letzte Reise

An der Löh fand gestern der erste Viersener Friedshoftag statt.

Viersen. Die Einstellung zu Sterben und Tod hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Die Erkenntnisse der letzten Jahre, die Gespräche und Überlegungen der Stadt zusammen mit Bestattern, Gärtnern oder Kirchen führten am Sonntag zum ersten Viersener Friedhofstag auf dem Friedhof Löh. Ein Tag, der so Wolfgang Halberkann (Städtische Betriebe), "trotz des schlechten Wetters sehr intensiv von der Bürgerschaft genutzt wurde". Halberkann möchte in der Zukunft den Dialog zum Thema "Friedhof und Bestattungen" weiterentwickeln.

Seine Städtischen Betriebe stellten die unterschiedlichen Bestattungsarten vor: die Gemeinschaftsgrabanlage, das Kolumbarium. Die Kirchen informierten über christliche Friedhofskultur, Feuer- und Erdbestattung, ihre Dienstleistungen im Trauerfall, über anonyme Bestattungen. Die Hospizinitiative stellte den "Umgang mit dem Sterben" dar. Gartenbaubetriebe stellten Mustergräber vor und die Dauergrabpflege. Steinmetze präsentierten ihre Arbeit ebenso wie die Bestattungsunternehmer.

Auch wenn Beerdigungsrituale an Bedeutung verloren haben, ist die Erd- und Feuerbestattung nach wie vor die häufigste Form der Bestattung.

Steinmetz Werner Zenke sieht ein Grabmal als "Zeichen der Hoffnung und des Trostes." Und auch bei den ausgestellten Grabmalen fällt auf, dass sie moderner geworden sind, dass es nicht unbedingt ein Kreuz sein muss, welches am oder über dem Grab steht.

Viel moderner ist der Grab-, Sarg- und Urnenschmuck geworden: das gebundene Blumen-Herz, der bunte Schmetterling.

Die Urne, nicht mehr auf Anhieb als solche zu erkennen. Da gibt es auch Gedanken in Richtung "Schmuckkasten."

Die Ausschmückung einer Zelle in der Leichenhalle hat sich ebenfalls verändert. Ein blauer Sarg ist heute ebenso möglich, wie der Sargschmuck mit einem mächtigen Holzstamm, die Grabplatte in Verbindung mit dem Grabschmuck.

Auch der "Umgang mit dem Sterben" gehört zur heutigen Kultur. Waltraud Angenvoort (Hospiz Haus Franz ) und Birgitta Tilgner (ambulante Hospizarbeit) unterstrichen die immer stärker gewordene Begleitung der Sterbenden und Trauernden.

Wie erleben Kinder den Tod? Anhand von Bildern, die sie malten, oder aufgezeichneten Aussagen wurde auch dies Sonntag deutlich.

In der Totenhalle des Löh-Friedhofs war eine Besonderheit zu sehen, floristisch aufwändig gestaltet und zu Nachfragen herausfordernd. Wolfgang Halberkann gab die Antwort in Abstimmung mit Gärtnern und Bestattern.

Beisetzungsform: Neu ist die Beisetzung von Urnen in einem Urnengemeinschaftsgrab. Ferner ist die anonyme Bestattung neu, auch das Urnenfach in der Kolumbarienwand.

Grabschmuck: Neu sind Grabplatten in verschiedenen Formen, die das gesamte Grab bedecken.

Ritus: In der katholischen Kirche können auch Diakone und ausgebilderte ehrenamtliche Laien Beerdigungen vornehmen.

Grabpflege: Die Gärtner setzen verstärkt Bodendecker für die Bepflanzung ein.

Muslime: Ferner gibt es seit einigen Jahren auf dem Dülkener Friedhof ein Moslemgrabfeld. In Süchteln gibt es seit zwei Jahren ein Grabfeld für Föten und Totgeburten .