Schwalmtal: Bauwagen für die Jugend
Nach einigem Ärger gibt es nun einen Platz an der alten Schutzhütte.
Schwalmtal. Sie treffen sich an den Stromkästen im Wohngebiet Nottbäumchen. Sie sitzen da, hängen ab, "chillen" etwas, und manchmal - das räumen einige selbst ein - gibt es auch ein bisschen Randale. "Sie" - das sind etliche Jugendliche. Und was "ein bisschen Randale" ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Für etliche Anwohner ist schon lange Schluss mit lustig. Ins Schwimmbecken uriniert, Bierflaschenscherben über die Zäune geworfen, Autos zerkratzt, kleine Kinder belästigt, Anwohnerinnen angepöbelt - die Liste der Vergehen ist lang, die Fronten sind verhärtet.
Die Idee der Politik, auf die Jugendlichen zuzugehen, ihnen einen Bauwagen zur Verfügung zu stellen, um ihnen ein Aufgabe zu geben, stößt bei vielen Anwohnern nicht auf Verständnis. Den Bauwagen hat die CDU besorgt, Kinder und Jugendliche der Schule an der Schwalm haben ihn ausgebaut.
Zunächst sollte der Wagen am Awo-Kindergarten am Nottbäumchen sein, ein Ort, an dem sich die Jugendlichen auch häufig treffen. Von dort aus sollte der Wagen wandern - "um die Lasten zu verteilen", wie es der CDU-Fraktionsvorsitzende Lothar Höckendorf formuliert.
Nach einigen Missverständnissen war aber mit den Anwohnern nicht mehr zu reden, so dass der zuständige Jugendausschuss eine andere Lösung suchte: Den Platz an der alten Schutzhütte am Rande des Wohngebiets, direkt an der Landstraße.
Die Hütte diente über einige Jahre bereits als informeller Treffpunkt für Jugendliche. Seit gut einem Dreivierteljahr war sie aber verwaist. Den angeblichen Grund dafür nannte Höckendorf auch. Er habe "von jemandem, dem ich das auch glaube" gehört, dort seien eines Abends Gestalten mit Motorradhelmen und Baseballschlägern aufgetaucht, die den Jugendlichen ordentlich eingeheizt hätten. Seitdem trauten sie sich dort nicht mehr hin.
Bei der Polizei ist ein solcher Vorgang nicht aktenkundig, aber das muss nicht heißen, dass es sich nicht so abgespielt haben könnte. Für einen Bauwagen am Kindergarten kursierten bereits ähnliche Gerüchte. Angeblich sollen sich Anwohner geäußert haben, wenn der Bauwagen dahin käme, würden sie ihn "abfackeln".
Nur eine feindselige Stimmung, die auch die Jugendlichen spüren, die sich selbst beileibe nicht für Engel halten. "Aber wir sitzen ja jetzt hier, wir möchten mit ihnen reden", sagt der 16-jährige Christian in Richtung der Anwohner.
Die Jugendlichen akzeptieren den Standort an der Schutzhütte. "Am Kindergarten kriegen wir keinen Frieden", stellt Norman, 15, fest. "Wenn wir da nur einen Pieps zu laut wären, käme die Polizei."
Anwohner Jörg Wöhrmann wehrt sich gegen den Eindruck, man habe ein Problem mit Jugendlichen generell. "Aber sie sollen sich benehmen, und dass sie das können, haben uns diese Jugendlichen noch nicht gezeigt." Schützenhilfe erhalten die jungen Leute dagegen von Mutter Claudia Link: "Ich lasse meine Kinder nicht aus dem Wohngebiet verscheuchen, reden wir doch mal vernünftig mit ihnen."
Auch Streetworker Joachim Hambücher zeigt sich mit dem gewählten Standort zwar einverstanden, aber enttäuscht: "Da werden die Jugendlichen an den Rand des Wohngebiets und an den Rand der Gesellschaft gedrängt."