Viersen: Leben mit Schulden

Kurt Feldberg, Berater bei der Caritas, hat in diesem Jahr schon rund 240 Fälle bearbeitet.

Viersen. Der 35-Jahre alte Viersener - nennen wir ihn Peter - ist ein ziemlich armer Teufel. Zwar hat er einen Job, in dem er rund 1800 Euro netto verdient. Aber vor einigen Monaten ging seine Ehe in die Brüche, seitdem lebt er von seiner Frau getrennt und zahlt Unterhalt für die beiden Kinder.

Das gemeinsame Haus konnte er nach der Trennung nicht halten, und die Wohnung, in der er jetzt lebt, frisst immer noch einiges an Geld. Von seinem finanzierten Auto muss sich Peter wohl bald trennen - angesichts eines Schuldenbergs von an die 100 000 Euro, 85 Prozent machen die Bank-Forderungen für das ehemalige Familien-Heim aus.

Dutzende von Geschichten dieser Art bekommt Kurt Feldberg, Schulden- und Insolvenzberater bei der Caritas in Viersen, im Jahr zu hören. "In 2008 hatten wir bisher rund 240 Fälle", sagt er und rechnet für Ende Dezember mit einem vergleichbaren Aufkommen wie 2007 (rund 300 Insolvenzberatungen, wobei laufende Fälle aus dem Vorjahr mitgezählt werden).

Und darunter sind eben auch Fälle wie der des "armen Peter": In denen also unvorhergesehene Ereignisse wie die Trennung vom Partner die finanzielle Situation plötzlich dramatisch verschlechtern. Eine weitere Gefahr: Arbeitslosigkeit. Wie aber geht es weiter, wenn der sicherlich schwere Gang zur Schuldenberatung geschafft ist?

Der Insolvenzantrag muss beim zuständigen Insolvenzgericht angemeldet werden (für Viersen ist es das Amtsgericht Mönchengladbach, für Brüggen Krefeld). Nach der förmlichen Eröffnung und Veröffentlichung wickelt ein eingesetzter Insolvenzverwalter das Verfahren ab.

Nach der "Wohlverhaltensphase" von sechs Jahren kommt die Restschuldbefreiung - Pech für die verbliebenen Gläubiger. Noch einmal das Peter-Beispiel: Laut Pfändungstabelle sind bei dem unterhaltspflichtigen Vater nicht ganz 100 Euro im Monat pfändbar. Und von den 600 Euro, die ihm nach Abzug aller sonstigen Verpflichtungen und Lebenshaltungskosten übrigbleiben, könne er kaum 100 000 Euro bedienen, rechnet Kurt Feldberg vor.

Ob er durch die aktuelle Finanzkrise mehr zu tun bekomme, könne er nicht abschätzen, sagt der Mann von der Caritas. Er sieht vor allem die Konsumüberschuldung (Handy, Versandhäuser etc.) als Problem: "Sie können ja heute digital in aller Welt einkaufen und bekommen alles auf Raten."