Viersen: Neugierig auf den Bahnhof
Fast hundert Viersener wollten sich vor Ort ein Bild von den Arbeiten machen – und diskutierten kontrovers.
Viersen. Mit dieser Anzahl von interessierten Bürgern hatten die Veranstalter nicht gerechnet: Am späten Nachmittag drängten sich fast hundert Viersener Bürger in der noch nicht fertig gestellten Bahnhofshalle. CDU-Ratsherr Jürgen Moers war verblüfft und besorgte dann schnell ein Megaphon: "Letztes Mal sind vielleicht 15 Leute gekommen, aber das Thema bewegt offensichtlich die Gemüter."
Im Bahnhof sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Ein Teil des Marmorbodens ist verlegt und vermittelt einen Eindruck davon, wie die Halle werden soll. "Einen Ort des Wohlfühlens und Verweilens" will Investor Hans-Wilhelm Janissen-Brass schaffen. "Die Halle soll wirken wie der Eingangsbereich des Steigenberger Hotels", erklärt er ohne Bescheidenheit.
Die beheizbare Bahnhofshalle soll bis Jahresende fertig sein. Viele der Viersener Bürger, die gekommen sind, um sich zu informieren, freut es. "Man hat sich ja geschämt, wenn man mal Besuch vom Bahnhof abgeholt hat", murmelt eine Viersenerin einem Bekannten zu.
Es gibt aber auch kritische Stimmen. "Wir brauchen eigentlich kein Kaufhaus mit Bahnanschluss wie in Leipzig", ruft einer der Besucher. "Was wir hier brauchen, sind Dienstleistungen wie Fahrkartenverkauf oder Schließfächer." Investor Janissen-Brass verweist auf die Bahn: "Dafür sind sie dort zuständig, aber die Bahn will nur Fahrkartenautomaten aufstellen." Er verhandele allerdings mit einer Ticketagentur, die Interesse am Standort habe und dann auch Fahrkarten verkaufen würde.
Auch die Toiletten-Frage bewegt die Viersener. "Es gab ja gar keine benutzbaren Toiletten. Die Reisenden mussten sich draußen in die Büsche schlagen", beklagt Christa Enger den bisherigen Zustand. Hans-Wilhelm Janissen-Brass: "Wir müssen eine Lösung finden, bei der ständig jemand vor Ort ist und die Toiletten beaufsichtigt."
Kontrovers wird die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes diskutiert. Nach den Plänen der Stadtverwaltung soll der Vorplatz wesentlich vergrößert werden. Ein Bussteig für vier Buslinien soll für bessere Orientierung sorgen. Zirka 40 Kurzparkplätze sind an den Seiten geplant ebenso wie die Taxistände. Für diese Neugestaltung sollen die Grünanlage und etliche der alten Bäume weichen.
Almut Grytzmann-Meister, BUND-Vorsitzende im Kreis Viersen, möchte vor allem die Bäume retten und das Gebiet Richtung Stadtmitte möglichst erhalten. "Ehe die neu gepflanzten Bäume wieder so groß sind, geht eine Generation ins Land", erklärt sie. Auch Joachim Jarkovsky, der in einer Wohnanlage direkt am Bahnhofsvorplatz wohnt, möchte das Grün schützen: "Man sollte die Haltestellen ausbauen und zentralisieren, aber den Platz nicht in seiner Struktur als Grünanlage zerstören und zupflastern", findet er.