Projekt: Starthilfe in den Beruf

160 Schüler werden die Schule in Viersen ohne Abschluss verlassen. Ein neuaufgelegtes Projekt soll dem bald frühzeitig ab Klasse 5 vorbeugen.

Viersen. Die Zahlen sind erschreckend. Von rund 1000 Haupt- und Förderschülern in Viersen werden im Sommer rund 160 ohne jeden Abschluss von der Schule gehen. "Für diese Menschen ist die Situation unglaublich schwierig", sagt Wolfgang Güdden, Leiter des Fachbereichs Soziales bei der Stadt.

"Oft hängen viele dieser Ehemaligen dann bis zum 20. Lebensjahr orientierungslos bei ihren Eltern ab, um dann in der Statistik von Hartz-IV aufzutauchen", weiß der Sozialexperte. Um die Zahl der Abgänger ohne Schulabschluss und Berufsperspektive zu senken, will Viersen das so genannte Übergangsmanagement Schule-Beruf einrichten.

Wolfgang Güdden erklärt das Projekt. "Wir wollen durch Unternehmenspartnerschaften mehr Praxisbezug in der Schule herstellen und den Firmen Infos über Schulbelange und Unterrichtsinhalte geben." So sollen die Schüler Paten aus Unternehmen bekommen, die ihnen die Arbeitswelt anschaulich vermitteln. Davor soll es ein so genanntes Berufsorientierungscamp geben.

"Das startet in einer Pilotphase bereits im November", berichtet Güdden. Dann allerdings erstmal nur für Hauptschüler der Ostschule. Drei Tage sollen Schüler, die demnächst entlassen werden, in der Jugendherberge Hinsbeck Einblicke in das Schreiben von Bewerbungen bekommen und Vorstellungsgespräche mit Referenten aus der Wirtschaft üben.

Ein weiteres Modul dieses Übergangsmanagements ist eine Schulung im Sozialverhalten. Die soll schon in der 5. Klasse ansetzen. "Wir greifen damit frühzeitig die Dinge auf, die später oft dazu führen, dass die Schulabgänger auf dem Arbeitsmarkt weniger Chancen haben", umschreibt Güdden den Begriff Sozialverhalten.

Gemeint ist, dass die Schüler beigebracht bekommen, wie man grüßt und die Hand gibt, in welcher Kleidung man zu bestimmten Anlässen richtig gekleidet ist und wie man auf Fragen freundlich antwortet - grundsätzliche Dinge, die jedoch oft zu Hause nicht mehr vermittelt würden. "Es geht uns darum, dass wir unterstützen und helfen, anstatt nur zu klagen und über junge Menschen schimpfen", erklärt Güdden.

Die dritte große Säule in dem Projekt ist die Betreuung. "Heute sind mit der Entlassung aus der Schule die Abgänger für uns nicht mehr greifbar", erklärt der Sozialexperte. Das Projekt sieht eine Nach-Schulbetreuung über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten vor.

"Bislang versanden einige Schüler an der Schnittstelle zwischen Beruf und Schule einfach, weil in der Schule keiner zuständig und die Hilfe aus dem Elternhaus nicht entsprechend ist", umschreibt Güdden das Problem.

Um die Betreuung zu koordinieren, soll bei der Stadt nun eine Stabsstelle eingerichtet werden, die die Schulabgänger der drei Haupt- und vier Förderschulen im Blick hat. Eingeführt werden soll das Projekt an diesen Schulen ab dem kommenden Schuljahr.