Kreis Viersen: Streit um Ökostrom in Kreis-Gebäuden
Die Grünen möchten für alle Kreis-Gebäude zu 100 Prozent Ökostrom. Die CDU wartet ab. Jetzt läuft die Ausschreibung.
Kreis Viersen. Wenn es nach den Wünschen der Grünen geht, ist die Sache klar. "Wir wollen, dass der Kreis für alle Gebäude zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien, so genannten Ökostrom nutzt", sagt Friedhelm Werner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreis.
Doch die CDU zieht hier nicht mit. Für sie ist ein solcher Beschluss, wonach der Kreis nur noch Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, "eine Mogelpackung", so Rudi Alsdorf, Fraktionsvorsitzender der Union im Kreis.
"Weil es nicht möglich ist, dass der Kreis Strom einkauft, der wirklich absolut aus erneuerbaren Energien besteht. Die theoretische Zahl von 100 Prozent wird durch Käufe von Zertifikaten der Stromlieferanten erreicht und nützt der Umwelt gar nichts", so Alsdorf.
Die CDU wünscht sich viel mehr, dass der Kreis seine Gebäude besser isoliert und alte Heizungen austauscht. Dennoch startet - wahrscheinlich heute - die europaweite Ökostrom-Ausschreibung des Kreises.
"Wir wollen in Erfahrung bringen, wer der günstigste Anbieter für Strom ist, der zu 20, 50 und 100 Prozent aus Ökostrom besteht", sagt Kreis-Sprecher Kaspar Müller-Bringmann. Dies zu tun, das hatte der Kreistag die Verwaltung gebeten.
Zum Hintergrund: Im März 2007 hatte der Kreistag beschlossen, künftig nur noch Strom zu nutzen, der zu 20 Prozent aus regenerativen Energien (Wasser-, Windkraft, Solarenergie) besteht. Der Anteil an Ökostrom liegt heute durch Gesetze schon bei 18 Prozent. Die Grünen wollten ihn auf 100 Prozent erhöhen.
"Dem konnten wir aber nicht zustimmen, ohne die Kosten zu kennen und warten erst die Auschreibung ab", so Alsdorf. Ein vom Kreis eingesetztes Gutachterbüro soll nach WZ-Informationen der ausschließliche Bezug von Ökostrom als "ökologisch und wirtschaftlich nicht anzuraten" bewertet haben.
"Daher haben wir auch wenig Hoffnung was das Ergebnis der Ausschreibung angeht", sagt Friedhelm Werner. Die Grünen wollen von der CDU signalisiert bekommen haben, das sie dem Ökostrom nur zustimme, wenn er den Kreis kein Geld zusätzlich kostet. "Und dass das nicht möglich ist, wissen die auch", so Werner. Rund 7000 Euro Mehrkosten im Jahr entstünden dem Kreis, so heißt es, würde man 100 Prozent Ökostrom wählen.
Auf diese Zahlen will sich Alsorf nicht einlassen, auch nicht darauf, wann der Union der Ökostrom zu teuer ist. Aber: "Aussagen, dass der Ökostrom keinen Cent mehr kosten darf, haben wir nie gemacht", so Alsorf.
"Wir machen keine Aussage, weil wir der Ausschreibung nicht vorgreifen wollen", so der Unions-Mann. Nicht ausschließen will der Fraktionsvorsitzende zudem, dass sich die Union auf die Grünen zubewegt. "Darum lassen wir ja auch die 50-prozentige Ökostromlieferung berechnen", sagt er und gibt damit einen Trend in der Union vor.
Im November will der Organisations- und Personalausschuss entscheiden, welchen Strom der Kreis ab dem 1. April 2009 kauft.