Stalking: "Selbstmörder" ist kerngesund

Die Ex-Freundin eines 27-jährigen Vierseners alarmierte die Rettungskräfte, der Mann wolle sich das Leben nehmen.

<strong>Viersen. Thomas K. traute seinen Augen nicht, als er am Montagabend in seine Wohnung in der Freiheitsstraße zurückkehre. "Ich habe zuerst geglaubt es sei eine Verwechselung." Es war zehn Minuten vor Mitternacht, und die Tür stand sperrangelweit offen. Sie war von der Polizei und Einsatzkräften der Feuerwehr aufgebrochen worden, weil Thomas K. (Name geändert) laut eines Notrufs bei der Feuerwehr Schlaftabletten eingenommen haben sollte, um sich das Leben zu nehmen. Während eines Telefongesprächs mit seiner Ex-Freundin soll er in der Wohnung zusammengebrochen sein. Auf das Klingeln und Klopfen der Hilfskräfte hatte niemand geöffnet. Weil die Anruferin jedoch sehr glaubwürdig klang, mussten die Einsatzkräfte eine schnelle Entscheidung treffen - und drangen in die Wohnung ein. Dort stellte sich jedoch nach einer kurzen Suche heraus, dass sich niemand in den Räumen befand.

Die Ex-Freundin hatte die Einsatzkräfte alarmiert

Der Grund für den Fehlalarm klärte sich nach der Heimkehr des überraschten 27-Jährigen sehr schnell. Die Ex-Freundin von Thomas K., eine 22-jährige alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes aus Nettetal-Breyell, hatte die Feuerwehr alarmiert. Die Geschichte mit den Schlaftabletten hatte die junge Frau rundweg erfunden. Auf sie kam die Polizei unter anderem auch deswegen, weil ihre Nummer im Display eines Handys zu sehen war, das in der Wohnung im Minutentakt klingelte - und dieselbe Nummer zeigte, von der der Notruf eingegangen war. Mittlerweile hat die Frau gegenüber der Polizei den falschen Notruf eingeräumt. Dies ist der vorläufige Höhepunkt eines Beziehungsendes, das mit stetigen Nachstellungen und Belästigungen (Stalking) durch die ehemaligen Freundin einhergeht.

Mehr als 500 Anrufe an einem einzigen Tag

Thomas K.: "Es war eher eine lockere Beziehung, die ein Jahr dauerte und schon lange beendet ist. Wir haben uns sehr oft gestritten." Seither würde die Frau ihn jedoch mit Telefonanrufen regelrecht terrorisieren und habe auch schon Abschleppfahrzeuge für sein Auto bestellet. Sie habe ihm sogar schon das Nummernschild von seinem Auto abgeschraubt. "Es gab auch andere, sehr rätselhafte Ereignisse, bei denen ich aber nicht genau weiß, ob sie dahintersteckt." An einem Tag rief die 22-Jährige mehr als 500 Mal an. "Zwischen Weihnachten und Neujahr war das", erinnert sich der Kraftfahrer. "Mein Handy-Akku war danach im Einer", so der Kraftfahrer.

Stalking Der Begriff Stalking leitet sich aus dem Englischen ab und bedeutet "sich anpirschen". Oft sind Stalker Männer, die das Ende einer Liebesbeziehung nicht verkraftet haben, oder sich eine Liebesbeziehung einbilden.

Straftat Stalking steht seit März 2007 unter Strafe.

Beweise Im Falle von Stalkin sollten alle greifbaren Beweise wie etwa Briefe gesammelt werden.

Telefonterror Bei Drohanrufen kann die Polizei mit Fangschaltungen und Beratungen weiterhelfen.

Anzeige Bei fortgesetztem Stalking hilft nur eine Anzeige. Dabei kann eine Unterlassungsklage erwirkt werden, die den Stalker zum Kontakverzicht zwingt.