Süchteln: Martin, Prinz, Nikolaus, Schütze
Wolfgang Genenger hat einen vollen Terminkalender. Am Sonntag steigt er erstmal wieder als Heiliger aufs Pferd.
Süchteln. Seit Jahrzehnten schlägt das Herz von Wolfgang Genenger für das Brauchtum. " Es hat mir auf allen Gebieten bis heute immer viel Spaß bereitet", sagt der 46-Jährige. Und seine Frau Steffi ziehe da "bestens mit".
Vor drei Jahren schenkte ihm die Gattin einen Nikolaus-Stab aus Holz. "Dieser Stab trägt die Insignien meiner Hobbys, zusammen mit dem Stadtwappen von Viersen: Das sind die Sichel und das Brot für Sankt Notburga, die Karnevalsmütze für den Karneval, das Bundeskreuz der Schützen für das Bruderschaftswesen und das Wappen der Stadt Viersen für das Hobby Politik."
Morgen beginnt für Wolfgang Genenger die Zeit als Sankt Martin. Seit 25 Jahren sitzt er fest im Sattel, winkt den Kindern zu und gibt dem Armen Mann ein Stück seines Mantels. Vier Züge werden es in diesem Jahr sein, die er begleitet. Stets mit Pferden vom Reiterhof Grotenburg in Willich.
Durch die Reiterei ist er zum Martinsdarsteller geworden. Vor einigen Jahren gab es einen Unfall, als sein Pferd scheute: "Martin" fiel auf ein Auto. Doch er machte gleich weiter. 83 mal ist er bisher als römischer Soldat geritten.
Dann vertauscht Genenger den Helm mit der Bischofs-Mitra: Am 5. Dezember beginnt seine Zeit als Nikolaus. Er wird dann wieder um 17 Uhr vor das Portal von Sankt Remigius treten und die Kinder aus Viersen begrüßen, Gedichte hören und Süßigkeiten verteilen. Anschließend besucht er Familien: "Das Leuchten der Kinderaugen ist der schönste Dank."
Praktisch nahtlos geht es weiter - mit Karneval. Genenger war 2002 Prinz in Viersen und ist bei den Roahser Jonges Sitzungspräsident seit über einem Jahrzehnt. Selten sieht man ihn mit einem grimmigen Gesicht. "Ich lache sehr gerne", sagt er. Und nicht nur das: Bei der Proklamation fiel auf, dass er offensichtlich auch gerne küsst. Denn als seine Prinzessin und Ehefrau Steffi schon längst auf der Bühne stand, da bützte er noch im Saal.
Wer glaubt, nach der närrischen Zeit müsste aber wirklich Schluss sein, der irrt. Schließlich gibt es noch das Schützenwesen. Der Süchtelner ist Präsidiumsmitglied des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, stellvertretender Diözesanbundesmeister, Bezirksbundesmeister in Alt-Viersen und war Jubiläumskönig in seiner Bruderschaft Sankt Notburga im Rahser, wo er Ehrenpräsident ist.
Ach ja, den Politiker Wolfgang Genenger gibt es auch noch: Seit 1994 gehört er für die CDU dem Rat der Stadt Viersen an und hat den Vorsitz im Bau- und Planungsausschuss.