Viersen: Die ganze Rente für die Straße
Straßenbau: Jahre lang glich die Straße Robend einer Bröckelpiste. Jetzt werden Bürgersteige und Fahrbahndecke erneuert. Aber die Anwohner befürchten eine Kostenbeteiligung.
Viersen. Lärm vor der Haustür, Staub, Dreck und Schmutz überall. Sehr lange haben die Anwohner der Straße Robend ein Sanierung ihrer Bröckelpiste herbeigesehnt.
Inzwischen ist die alte Fahrbahndecke abgetragen, die Niederrheinwerke sind nun zunächst dabei, neue Gas-, Wasser- und Stromanschlüsse zu legen. Doch jetzt, da die Bauarbeiten im vollen Maße begonnen haben, kehrt Ernüchterung ein - und auch Angst.
Angst davor, die Anliegerbeiträge nicht zahlen zu können. "Ich habe nicht mal 1000 Euro Rente und soll jetzt über 1400 Euro Anliegergebühr bezahlen", sagt Gertrud Quast. Die 78-Jährige ist völlig aufgelöst. "Ich mach mir schon die ganze Zeit solche Sorgen, wie es weiter gehen soll?", fragt sie sich und zeigt auf ihren großen Garten.
"Früher habe ich da mit meinem Mann so viel Freude dran gehabt. Doch jetzt bricht er mir fast das Genick", sagt sie und meint damit nicht nur, dass sie es nicht mehr schafft, ihn in Ordnung zu halten - sondern finanziell.
In Viersen werden die Anliegergebühren, also die Summe mit der sich die Wohnung und Hauseigentümer an der Straße Robend an der Sanierung beteiligen müssen, nicht nach der Länge der Hausfront berechnet. Eine Anwohnerin berichtet gar davon, dass sie 2400 Euro Anliegergebühr bezahlen muss - bei 700 Euro Rente
"Bei uns setzt sich die Summe der Anliegergebühr aus einer Mischung aus Grundstücksgröße, Geschosshöhe und Nutzungsart zusammen", sagt der Sprecher der Stadt Viersen, Peter Abraham. Für Gertrud Quast mit ihrem großen Grundstück ist das genau das Übel.
Nachdem Abrahams durch die WZ von den Sorgen der Anwohner erfuhr, kündigte er an, dass diese sich an die Stadt wenden könnten, um eine Ratenzahlung zu vereinbaren. "Wir werden hier sicher zu einer Lösung kommen, die für jeden zu stemmen ist", so Abrahams.
Auf die Anlieger kommt allerdings noch eine zweite Gebühr zu. So müssen sie auch für die neuen Gas,- Wasser- und Stromanschlüsse zahlen. Und zwar für die Anschlüsse, die von der Hauptleitung, die ungefähr in die Straßenmitte liegt, bis zu den jeweiligen Häusern geführt werden. Rund 150 Euro pro laufendem Meter müssen die Anwohner dafür berappen, heißt es von Seiten der Anwohner.
Ärger bereitete den Anwohnern in den vergangenen Tagen auch die Wassermassen bei starkem Regen. "Dadurch, dass momentan die Kanäle kaum funktionieren, schwappen uns die Schlammmassen in die Häuser", ärgert sich Jürgen Oster. So werde dann der Weg vom Auto zum Haus ganz schnell zu einem einzigen Matschsumpf.