Waldniel: Kastanie stürzt um - Kinder unverletzt

Ein kurzer, heftiger Sturm hat am Kinderdorf Bethanien gewütet.

Waldniel. "Meine Kinder, oh Gott, wo sind meine Kinder?" Kinderdorf-Mutter Ida dunkel weiß nicht mehr genau, ob sie das nur gedacht oder herausgeschrien hat. Sie saß im Wohnzimmer des Kastanienhauses, das zum Kinderdorf Bethanien gehört, und telefonierte. Der Älteste war zum Basketballspielen unterwegs, die Kleineren spielten mit den Praktikanten Pascal und Denise im Garten.

"Die Wolken wurden dunkel, es fing an zu donnern, und trotzdem wollten die Kinder erst nicht rein", erzählt Erziehungshelfer Pascal Biermann. Er scheucht sie dennoch in Richtung Kastanienhaus - und muss dann zurückbleiben, weil sich wie von Geisterhand der Sonnenschirm hebt und auf ihn zu fliegt. "Da waren wir dann alle schon klatschnass." Es blitzt, der Donner knallt, "und dann hörten wir Ida schreien: Die Kastanie, die Kastanie fällt", erzählt der junge Mann weiter.

Das Kastanienhaus hat seinen Namen von der uralten Kastanienallee, an der es liegt. Die Allee ist als Naturdenkmal eingetragen, die Bäume sind vielfach über hundert Jahre alt. Nur vor dem Kastanienhaus stand ein jüngeres Exemplar. "Die alte ist vor etwas mehr als 15 Jahren mal ersetzt worden, damit sie eben nicht aufs Haus stürzt", weiß Ida Dunkel.

Das Krachen des brechenden Stammes hört niemand, der Donner ist zu laut. Der Baum fällt erst in Richtung Haus, wird dann noch einmal vom Sturm erfasst, herumgewirbelt und landet im Garten. Das Auto von Praktikantin Denise, die gerade ihren ersten Tag im Kastanienhaus hat, bekommt ein paar Kratzer ab, sonst passiert wie durch ein Wunder niemandem etwas.

Alle sieben Kinder zwischen zwei und 15 Jahren finden sich wohlbehalten im Wohnzimmer ein. "Auf der Allee draußen, zwischen den hohen Bäumen, wirbelte alles", berichtet die Kinderdorfmutter. "Es war so, wie man es von einem Tornado aus dem Fernsehen kennt." So schnell, wie der Spuk gekommen ist, ist er auch wieder vorbei. Der Himmel klart auf, die Sonne scheint.

Die Kinder sind schockiert, traurig: "Ihre" Kastanienhaus-Kastanie gibt es nicht mehr. Aber sie entdecken auch gute Seiten. "Guck mal, ich kann hier ganz toll drin rumklettern", strahlt der sechsjährige Justin und balanciert über die Krone des Baumes, die langsam schon ihre lebendig grüne Farbe verliert.