Betrieb in Viersen-Dülken Tischler Matthias Orths erhält Eisernen Meisterbrief

Viersen · Es ist eine selten vergebene Auszeichnung, die Matthias Orths jetzt bekommen hat.

Eiserner Meisterbrief für einen Tischler aus Leidenschaft: Die Ehrenurkunde nahm Matthias Orths (2. v. r.) mit Ehefrau Maria (2. v. l.) von seinem Sohn Martin und dessen Ehefrau Gisela entgegen.

Foto: Kreishandwerkerschaft/Orths

Über den Eisernen Meisterbrief konnte sich jetzt Matthias Orths freuen. Der Dülkener hat vor 65 Jahren die Meisterprüfung als Tischler abgelegt und bestanden. Die seltene Auszeichnung erhielt Orths während einer Betriebsfeier der von ihm gegründeten und aufgebauten Tischlerei, die passenderweise in der Viersener Gaststätte „Zur Eisernen Hand“ stattfand.

Mathias Orths‘ Sohn und Nachfolger Martin Orths überreichte ihm die Urkunde der Handwerkskammer Düsseldorf und machte dabei deutlich, dass der 87-Jährige noch lange nicht zum „alten Eisen“ zählt: Nach wie vor liest Matthias Orths sämtliche Fachzeitschriften aus seinem Handwerk. Und nicht nur das, er versorgt die Mitarbeiter auch mit den wichtigsten Informationen daraus, die er zudem gerne mit ihnen diskutiert. „Daran sieht man, dass du ein Handwerker aus Leidenschaft bist“, sagte Martin Orths (62). Sein Vater gehe am liebsten immer noch täglich durch den Betrieb, über den Hof zum Büro an seinen Schreibtisch und freue sich, wenn überall alles laufe.

Die Liebe zum Werkstoff Holz entdeckte Matthias Orths schon als Kind, als er seine erste kleine Werkstatt in der Scheune des elterlichen Bauernhofes in Waldniel-Hehler einrichtete. Mit gerade einmal 13 Jahren begann er bei einem Tischlereimeister in Hardt seine Ausbildung. „Ich wollte etwas Kreatives machen“, sagt er. Keine zehn Jahre später, mit 22, war er der jüngste Tischlermeister im gesamten Bereich der Handwerkskammer Düsseldorf. Als Meisterstück fertigte er einen Wohnzimmerschrank. In einer gepachteten Werkstatt auf der Bistard in Dülken machte er sich selbstständig. Anfangs arbeitete er alleine, bald kam ein Geselle hinzu. Ausbilden durfte Orths damals noch nicht – das war erst ab einem Alter von 24 Jahren erlaubt.

Aus den eher bescheidenen Anfängen entstand eine der nach Angaben der Kreishandwerkerschaft Niederrhein größten Tischlereien im Kreis Viersen. Holzfenster, individuelle Möbel, Innenausbau, Trockenbau – Orths bietet die gesamte Palette des Tischlerhandwerks. Seit 1962 hat der Betrieb seinen Sitz an der Karlstraße in Dülken.

Zwei Jahre zuvor gab es eine entscheidende private Weichenstellung: Matthias Orths heiratete seine Frau Maria, die „gute Seele des Betriebs“, mit der er zwei Söhne hat. Der ältere der beiden, Martin, ging bei seinem Vater in die Lehre und leitet das Familienunternehmen, seit sich der Senior vor rund 20 Jahren aus dem operativen Geschäft zurückzog. Auch Ehefrau Gisela arbeitet im Betrieb.

Bekannt ist Orths für seine langjährigen Mitarbeiter-Beziehungen. Vier nach wie vor im Unternehmen beschäftigte Gesellen haben viele Jahre lang mit Matthias Orths zusammengearbeitet, die Entwicklung der Tischlerei mitgestaltet und inzwischen jeweils bereits ihre 40-jährige Betriebszugehörigkeit gefeiert.

Die Weichen für die Zukunft sind gestellt: Inzwischen ist mit David Orths (30) die dritte Generation Tischlermeister im Betrieb tätig. Und die vierte Generation ist auch schon da: Davids Sohn Armin wird bald vier, Henry ist gerade zwei Jahre alt geworden. Matthias Orths freut sich sehr über seine Urenkel.

Der Eiserner Meisterbrief wird im Handwerk nur selten vergeben. 2012 erhielt ihn beispielsweise der damals 90-jährige, in Kaldenkirchen geborene Tischlermeister Heinrich Inderelst. Stuckateur Hans Brünken aus Hinsbeck bekam die Auszeichnung 2023 im Alter von 90 Jahren.

(hh)