Kirche in Viersen Süchtelner Hofkirche steht seit 350 Jahren

Süchteln. · Das Gotteshaus gilt heute als zweitälteste Hofkirche am Niederrhein.

Für den Bau der Hofkirche hat die Gemeinde im 17. Jahrhundert lange Spenden gesammelt.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die dunklen Holzstufen, die zur Kanzel führen, sind schmal. Der Aufgang wirkt wie eine steile Leiter. Pfarrer Axel Stein muss vorsichtig sein, wenn er zur Predigt auf die Kanzel klettert. So wie seine Vorgänger, die in den vergangenen Jahrhunderten von dort das Wort Gottes verkündet haben. Petrus von Falbruck betraf das nicht. Als er 1669 den ersten Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Süchteln hielt, gab es noch keine Kanzel. Sie wurde laut Gemeinde-Aufzeichnungen erst 20 Jahre später eingebaut, längst war Friedrich Hölterhoff Pfarrer. Bis heute ist die Ausstattung nicht gerade üppig. Doch im Vergleich zur Anfangszeit ist der Innenraum jetzt überladen.

Als Gründungsjahr der evangelischen Gemeinde Süchteln gilt 1609. Sie wuchs schnell auf etwa 500 Mitglieder, die sich in Häusern zu Gottesdiensten trafen. Auf Kollektenreisen etwa in die Niederlande sammelten die Gemeindeglieder von 1655 bis 1663 Geld, um sich auf einem eigenen Grundstück ein Predigthaus bauen zu können. Am 20. Mai 1669 wurde der Grundstein gelegt, am 1 September 1669 predigte Pfarrer von Falbruck zum ersten Mal in der Kirche. Damals war sie komplett unmöbliert. „Man hatte eben kein Geld“, sagt Axel Stein.

Seit fünf Jahren ist Stein Pfarrer der Gemeinde. Dass die Kirche in Süchteln mit 12,55 Meter Länge und 8,70 Meter Breite eher klein ist, empfindet er nicht als Einschränkung. „Ich kann dicht bei den Menschen stehen“, sagt er. „Eine Riesenkirche ist zudem ein Fass ohne Boden. Das, was wir hier haben, ist finanziell beherrschbar.“

Axel Stein ist seit fünf Jahren Pfarrer der Gemeinde.

Foto: Nadine Fischer

Das, was die Gemeinde hat, ist laut Beschreibung in der Denkmalliste der Stadt Viersen ein querrechteckiger, geschlämmter Backsteinsaal mit zwei rundbogigen Eingangstüren und Rundbogenfenstern. Es handle sich „um einen frühen reformierten Kirchenbau des Jülicher Landes als typische Hofkirchenanlage“, heißt es weiter. Der Bau gelte als zweitälteste Hofkirche am Niederrhein, weiß Stein.

„Wir nutzen unsere Kirche multifunktional“, sagt Friedhelm Stahl, Kirchenmusiker der evangelischen Gemeinde. So ist sie Schauplatz für Bibelwochen, Theateraufführungen, und Konzerte. Wie sich das Gotteshaus als Konzertsaal macht, können Besucher beim Jubiläumskonzert zum 350-jährigen Bestehen am Samstag, 29. Juni, erleben.