Abschied von der altenPost

Ab 11Uhr standen am Montag die Kunden des „Amtes“ in St.Tönis vor verschlossener Tür.

St. Tönis. Ein Kapitel Ortsgeschichte ist am Montag an der Ludwig-Jahn-Straße geschlossen worden: Nach 48 Jahren an diesem Standort machte das "Postamt" zu. Bereits um 11 Uhr wurden die Türen verschlossen, die Briefschließfächer blieben noch bis 14.30 Uhr zugänglich. Ab Dienstag werden die Kunden in der Postagentur an der Marktstraße 26 bedient.

Am 17. April 1961 war das Postamt an der Ludwig-Jahn-Straße in Betrieb gegangen. Geplant wurde es damals vom St. Töniser Architekten Heinz Giebelen. Bauherr war der Krefelder Postsekretär Helmut Stein.

Rund 600.000 Mark kostete das Gebäude, das als Zweigpostamt von Krefeld geführt wurde. Es entstand auf einem früheren Gartengelände und hat eine Front von 40 Metern. Untergebracht wurde dort auch die Vermittlungsstelle Fernmeldebetrieb. Sogar vier öffentliche Telefonzellen gab es. Die sind aber längst verschwunden.

Verschwinden werden nun auch die Kunden: Im Zuge von Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen des "Gelben Riesen" wurde das Postamt aufgegeben. Meldungen in den Zeitungen und zwei DIN-A-4 Aushänge informierten Unwissende, dass sie ab Dienstag die gewohnten Dienste in der Postagentur am Alten Markt in Anspruch nehmen können.

Richtig rumgesprochen hatte sich die Schließung gestern noch nicht: Post-Kunden tauchten gestern an der Ludwig-Jahn-Straße im Foyer und vor dem Gebäude auf. Eine junge Frau mit zwei Paketen auf dem Arm zog unverrichteter Dinge und wenig erfreut wieder ab. Horst von Brechan, CDU-Fraktionschef, hatte noch Glück, weil die Briefschließfächer mittags noch zugänglich waren. "Gut finde ich das nicht mit dem Umzug zur Marktstraße. Dort gibt es kaum Parkplätze. Und die Stadt hat im Vorfeld keiner gefragt", erklärte er.

Wenig begeistert war auch Lisa Reichert, die Geld abheben wollte. Und Robert Erassmy, der nur eine Briefmarke brauchte, fand noch nicht einmal mehr den Briefmarkenautomaten vor: Der war bereits abmontiert worden. Ein hilfreicher Passant beschrieb ihm allerdings den Weg zu einem Zeitschriften- und Lottoladen an der Hochstraße, bei dem es auch Briefmarken zu kaufen gibt.

Der St. Töniser Christian Lorek zeigte sich überhaupt nicht begeistert, dass er ein Paket nicht loswerden konnte. Gelassen nahm dagegen eine Dame die Situation auf: Sie wollte nur zum Schließfach.

Mit dem Fahrrad kam Anne Köttelwesch, die ein Päckchen aufgeben wollte. Die junge Frau fuhr dann weiter zur Marktstraße26, wo allerdings noch nicht einmal eine Tür ist: Der Eingang des ehemaligen Konsums, später Coop, ist längst zugemauert. Der eigentliche Zugang ist vom Alter Markt her, aber erst ab heute nutzbar.

Anne nahm’s gelassen und radelte weiter zur Paket-Station am Real-Markt: "Dort werde ich wohl Erfolg haben".