Hilfswerk aus Tönisvorst Action Medeor eröffnet Produktionsanlage in Tansania
Tönisvorst · Das Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor erweitert sein Portfolio: Nun wurde die erste Produktionsstätte von Hämatologie-Reagenzien in Ostafrika eröffnet. So sollen Krankheiten sicherer diagnostiziert werden.
Was der Vorster Hausarzt Dr. Hans Boekels im Jahr 1964 als Medikamentenhilfswerk gründete, hat sich stark gewandelt: Action Medeor. Zwar nennt sich das Hilfswerk immer noch „Notapotheke der Welt“, doch ist es inzwischen viel mehr als das. Hinzugekommen sind die Medizintechnik, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit und die pharmazeutische Fachberatung. Und Action Medeor betreibt auch Produktionsstätten. Jetzt wurde in Tansania ein Standort für die erste Produktionsstätte von Hämatologie-Reagenzien in Ostafrika eröffnet – betrieben von „Action Medeor International Healthcare Tansania“, dem tansanischen Zweig des Tönisvorster Hilfswerks.
In Kibaha, einem Vorort von Dar es Salaam, wurde die Anlage in diesen Tagen feierlich eröffnet. Die lokale Produktion von Reagenzien zur Blutanalyse soll die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des tansanischen Gesundheitssystems stärken. Unterstützung gibt es dabei auch aus Deutschland: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) förderten die Errichtung der Anlage ebenso wie private Spender.
„Reagenzien sind chemische Substanzen, die zum Betrieb von Blutanalysegeräten in jedem Labor benötigt werden“, erläutert Christoph Bonsmann, Vorstand von Action Medeor. Mit Hilfe solcher Analysen können Ärzte Krankheiten sicher diagnostizieren, wie etwa Virusinfektionen, chronische Entzündungen oder Blutarmut. „Erst die verlässliche Diagnose sichert eine erfolgreiche Behandlung dieser Krankheiten. Daher ist die Verfügbarkeit von Reagenzien ein wichtiger Aspekt in der Gesundheitsversorgung“, sagt Bonsmann.
Bislang würden Hämatologie-Reagenzien in Tansania nicht hergestellt, sondern regelmäßig aus Asien importiert – verbunden mit hohen Kosten, langen Transportwegen und einer permanenten Abhängigkeit von internationalen Lieferketten, so das Hilfswerk. Die erste lokale Produktionsstätte in Ostafrika soll dem nun einen Gegengewicht entgegensetzen. „Wir möchten Reagenzien für die Blutanalyse aus lokaler Produktion verfügbar machen, und zwar deutlich günstiger, sicherer verfügbar und auf höchstem Qualitätsniveau“, so Bonsmann. Die Produktionskosten der Reagenzien seien in Kibaha nach ersten Schätzungen nur halb so hoch wie die Kosten der importierten Produkte.
Der hohen gesundheitspolitischen Bedeutung des Projekts entsprechend, waren auch der deutsche Botschafter Thomas Terstegen und die stellvertretenden Gesundheitsminister Sansibars und Tansanias der Einladung zur Eröffnung der Anlage gefolgt. Sie machten sich mit vielen anderen Gästen ein Bild von der Produktionsstätte, die internationale Qualitätsstandards erfüllen und demnächst Reagenzien in Serie produzieren soll.
Gefördert wird das Projekt vom (BMZ) im Rahmen des „develoPPP.de/Covid 19 Response Programms“, das von der Deutschen Entwicklungsgesellschaft umgesetzt wird. „Durch diese Unterstützung wird es möglich sein, dass wir die Reagenzien bis März 2025 sogar kostenfrei abgeben können“, sagt Bonsmann. Insgesamt sollen bis zu 86 ausgewählte Krankenhäuser in Tansania davon profitieren, die bis zu eine Million Patientinnen und Patienten versorgen.
Ergänzend dazu betreibt Action Medeor auf demselben Gelände in Kibaha ein Trainingszentrum für Medizintechnik. Mehr als 20 Arbeitsplätze seien dadurch in Kibaha entstanden, weitere 20 sollen in den nächsten drei Jahren entstehen. „In unseren medizintechnischen Trainings zeigen wir den Teilnehmern, wie man Reagenzien richtig lagert und einsetzt und wie man medizintechnische Geräte wartet und repariert“, erläutert Christoph
Bonsmann.
Dadurch wolle man helfen, die Ausfallzeiten von Diagnosegeräten in den Krankenhäusern zu verringern. „Wir wollen einen nachhaltigen Beitrag leisten bei der Gesundheitsversorgung der tansanischen Bevölkerung“, so Bonsmann.