Anrath: Kunst - Malerei hinter Gittern

Unter der Leitung einer ehemaligen Kunstlehrerin hat sich im Anrather Frauenknast eine Malerei-Gruppe gebildet.

<span style="font-weight: bold;">Anrath. Ein winziges weißes Fleckchen. Nur beim genauen Hinsehen offenbart sich der Angler in der Idylle der Bislicher Insel bei Xanten. Die nahm Elke als Motiv für eine schöne Landschaft. Die malte sie als Mitglied der Samstagsgruppe in der Justizvollzugsanstalt Willich II für Frauen. Elke muss eine längere Haftstrafe absitzen. Der Malkurs gehört zu dem pädagogischen Angebot, das ihr und den anderen Insassen während der Haft gemacht wird. Er wird ehrenamtlich von Ursula Lemke geleitet. Sie hat vor ihrer Pensionierung am Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen 30 Jahre lang Kunst unterrichtet.

Ursprünglich wollten die Frauen mit ihren Bildern lediglich die Haftanstalt verschönern. "Aber dann wollten sie etwas über Perspektive lernen", erzählt Ursula Lemke. Diesem Bedürfnis kam sie gerne entgegen. "Und dann haben wir richtig Unterricht gemacht." Einige der Frauen sind im Verlauf der drei Jahre zu durchaus beachtlichen Ergebnissen gekommen.

Karin beispielsweise, die im früheren Leben als Außendienstmitarbeiterin im Verkauf tätig war. Sie hat ihre musische Begabung erkannt. "Erstaunlich, was sie hervorbringt", freut sich die Lehrerin. "Eines meiner Haftziele war, meine Berufung zu erkennen", sagt Karin. Auf Vermittlung von Lemke wird sie nach ihrer Entlassung in einer Firma für Rahmungen arbeiten. Das wirtschaftliche Standbein, um sich als Künstlerin weiter entwickeln zu können, "wenn ich in sechseinhalb Jahren rauskomme". Sie hat die Herausforderung angenommen, in langen Zeiträumen zu denken.

Gemalt wird mit Acryllfarben auf Sperrholzplatten vom Format 50 mal 70. "Die ersten waren von zusammengekrachten Gefängnisbetten, sagt Hannelore Behrens. Doch seit die stabiler verleimt und verschraubt sind, ist es ein Problem, weiterhin an so gute Untergründe zu kommen. "Die aus dem Baumarkt verziehen sich immer", bedauert Lemke. "Da muss mindestens ein zweiter Untergrund als Stabilisator gegengeklebt werden."