Anrath: „White Christmas“ und Nieselregen

Weniger Besucher als in den Vorjahren kamen nach Anrath. Gefragt waren Rezepte gegen kalte Hände und Füße.

Anrath. So ein Ärger aber auch: Frank Thelen hatte vor seiner "Anrather Bücherecke" einen großen geliehenen Schirm aufgebaut, der einen entscheidenden Fehler hatte: Er war an mehreren Stellen undicht. Zum Glück geschah dann das, woran am frühen Vormittag wohl niemand zu glauben gewagt hatte: Der Regen verzog sich. Darüber freute sich nicht nur der Buchhändler, sondern alle rund 70 teilnehmenden Händler - und natürlich die Besucher, die zunächst nicht sehr zahlreich erschienen waren.

"I’m dreaming of a white Christmas", ertönte es aus den Lautsprechern. In Anrath ging immerhin der Traum eines einigermaßen trockenen Weihnachtsmarktes in Erfüllung. Für die Mitglieder des Anrather Bürgervereins lief unabhängig vom Wetter alles bestens. "Die geht weg wie geschnitten Brot, also nicht lange überlegen": So warb Reiner Brück für die auf 100 Stück limitierte Bürgerverein-Jubiläumsuhr. Und das aktuelle Jahrbuch erwies sich sowieso wieder als Selbstläufer.

Der kommerzielle Charakter war zwar insgesamt unübersehbar, aber es waren auch wieder viele Vereine aktiv. Bei der Frauenunion gab es leckere Schnittchen und Glühwein mit und ohne Alkohol - Maria Teuber-Helten verriet den Parteifreundinnen, wie sie das große Frieren verhindert hat: "Ich habe das mehrlagige Karnevalsoutfit an." Am Stand des Turnvereins Anrath stöhnte Elfi Spoeskes: "Die Kälte fährt einem schon ganz schön in die Glieder."

Die "Aach Blenge" waren kollektiv im Kosakenkostüm erschienen, das flauschig warm wirkte. Aber es gab jede Menge Refugien für Weihnachtsmarktbesucher mit kalten Händen und Füßen: Ab 12 Uhr öffneten die Geschäfte und das Team der Metzgerei Bodga lockte ins beheizte Zelt, in dem unter anderem Grünkohl mit Mettwurst serviert wurde. Laura-Jane Westermann, gerade mal acht Jahre alt, erarbeitete sich ihr Weihnachtsgeld, indem sie vor dem Reisebüro Lade mit ihrem Violoncello Weihnachtslieder spielte - sie wirkte noch ein bisschen verschüchtert, traute sich trotz der Kälte nicht, die rote Nikolausmütze aufzusetzen. Damit hatte der "echte" Nikolaus, der sich am Nachmittag blicken ließ, wenig Probleme.

Zu den besonderen Attraktionen gehörte das aus den USA stammende zweispurige und zweirädrige Elektro-Gefährt "Segway 12", das bei Karl-Heinz Menger gefahren werden durfte. "Eine Viertelstunde für fünf Euro durch Anrath", lautete sein Angebot. Bis zu 20 Kilometer pro Stunde fahren diese exotischen Mobile. Schnell vorwärts kamen die Besucher auch zu Fuß auf der Jakob-Krebs-Straße: Der Andrang war wegen des ungemütlichen Wetters geringer als in den Vorjahren.