Anrath: Angst vor Blei im Boden
Berichte über Belastungen durch Rostschutz an Strommasten haben Bürger alarmiert. Das RWE beruhigt.
Anrath/Kreis Viersen. Diese Nachricht hat so manchen Bürger aufgeschreckt: 65 Strommasten im Kreis Viersen sind mit einer bleihaltigen Rostschutzfarbe gestrichen worden und sondern Schwermetalle in den Boden ab. Brigitte Schulz von der Schlesier Straße in Anrath fragt sich jetzt: "Bin auch ich davon betroffen?" Denn am Ende ihres Gartens steht ein alter Strommast, der nach ihrer Beobachtung im Laufe der Jahre mehrfach mit Rostschutz gestrichen wurde.
Der Energiekonzern RWE war durch eine Schweizer Studie auf das Problem aufmerksam geworden. Rund 10.000 ältere Masten sind insgesamt bundesweit betroffen. Diese waren seit 1972 mit bleihaltiger Mennige gestrichen worden.
Das RWE hat damit begonnen, durch stichprobenartige Untersuchungen den Grad der Bodenbelastung festzustellen. Neun Masten im Willicher Stadtgebiet wurden untersucht.
Wie RWE-Sprecher Marian Rappl betont, "gibt es keine akute Gefahr für die Gesundheit der Menschen". Selbst dann nicht, wenn man über einen längeren Zeitraum den Boden unter den Masten essen würde. Auch Rainer Röder, zuständiger Abteilungsleiter bei der Kreisverwaltung, hatte bestätigt, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.
Brigitte Schulz ist gleichwohl beunruhigt. Eine drohende Bodenbelastung sei bisher nie Thema gewesen. "Und was ist, wenn wir das Grundstück verkaufen wollen?" fragt sie. Dessen Wert werde damit ja wohl sinken.
Ohne das Thema Bodenbelastung anzusprechen, hatte RWE bei ihr angekündigt, den Mast in Kürze komplett abzubauen. Es handelt sich um einen 110.000-Volt-Verteiler, der an der Stelle offenbar nicht mehr benötigt wird.
Wie Marian Rappl dazu ergänzt, habe man mit Frau Schulz schon vereinbart, Bodenproben zu nehmen und dann das weitere Vorgehen zu beraten. "An sich ist es üblich, den Boden in solchen Fällen auszutauschen", sagt Rappl.
Das Problem mit den belasteten Böden an Strommasten beschäftigt auch eine Arbeitsgruppe, die RWE, Landesumweltamt und Landkreise gebildet haben. Marian Rappl: "Wir bekommen das Thema vom Tisch."