Antrag von SPD und Grünen Auf Kasernengelände soll „Tiny Tönisvorst“ entstehen
Tönisvorst · Die Fraktionen der Tönisvorster Grünen und der SPD regen an, dorfähnliche Siedlungen mit Tiny Houses anzulegen.
Die kleine Siedlung liegt mitten im Wald. Umgeben von Bäumen stehen rund 30 Häuschen auf einer Wiese, es gibt einen Teich und einen Spielbereich für Kinder, ein paar befestigte Wege, auch etwas abseits eine Fläche, auf der Wind- und Solarenergie erzeugt werden.
So ungefähr stellen sich Hans Joachim Kremser, Fraktionsgeschäftsführer der SPD in Tönisvorst und Jürgen Cox, Fraktionsgeschäftsführer der Tönisvorster Grünen, ein Tiny-House-Dorf im Stadtgebiet vor. Damit so eine Siedlung angelegt werden kann, müssen zunächst geeignete Flächen gefunden, gegebenenfalls gekauft und baurechtliche Voraussetzungen geschaffen werden. Stellvertretend für ihre Fraktionen haben Kremser und Cox nun bei der Stadtverwaltung einen Antrag eingereicht: Sie soll ausloten, was in welcher Form möglich wäre.
Über den Antrag soll der Ausschuss für Planung, Regionalplanung und Infrastruktur beraten. SPD und Grüne fordern darin, „zur Stärkung der Entwicklung von Wohnraum“ die Verwaltung zu beauftragen, Flächen zu ermitteln, die sich für die Ausweisung von Bebauungsplänen für Tiny Houses eignen.
„Wir glauben, dass das eine Wohnform ist, die wir noch ein bisschen initiieren müssen“, sagt Kremser. Cox ergänzt: „Wir sind der Ansicht, dass der Bedarf an Tiny Houses sehr groß ist.“ Ihre Idee: 20 bis 30 kleine mobile Häuser mit 15 bis 50 Quadratmeter Fläche, ausgerichtet auf ein bis zwei Bewohner, bilden eine Siedlung.
Eine Gruppe solcher Tiny Houses könne ähnlich einer Dorfgemeinschaft mit Gemeinschaftsflächen, gemeinsamer Energiegewinnung, Geothermie, gegebenenfalls auch Waschhaus, Spielflächen für Kinder, Car- und Bike-Sharing-Station sowie guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ein reizvolles Wohnkonzept darstellen. „Man bindet sich nicht über viele Jahrzehnte mit einer teuren Immobilienfinanzierung an einen Ort“, fügen die Fraktionsgeschäftsführer an. Neben Singles, jungen Familien und Studierenden haben SPD und Grüne noch eine weitere Zielgruppe ausgemacht, für die sich die Wohnform eignen könnte: ältere Tönisvorsterinnen und Tönisvorster, denen ihr Eigenheim mittlerweile zu groß ist. Für bestimmte Lebensabschnitte, zum Beispiel fürs Studium oder im Alter, ließen sich in Tiny-House-Siedlungen auf Zeit die eigenen vier Wände gestalten, erläutern Cox und Kremser.
Eine ihrer Ansicht nach geeignete Fläche für ein „Tiny Tönisvorst“ haben sie außerdem bereits lokalisiert: den Sportplatz auf dem rund fünf Hektar großen Tönisvorster Teil des ehemaligen Kasernengeländes Forstwald. Eingebettet in ein Waldgebiet könne eine Gemeinschaft mit den genannten Vorteilen entstehen. Ihre Idee dazu: „Die Stadtverwaltung lässt sich dabei von erfahrenen Tiny-House-Siedlungskonstrukteuren beraten. Mit einem Investor können zusätzlich die Minihäuser auch zur Miete angeboten werden.“
Bereits 2020 gab es einen
Antrag zu dem Thema
Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Nach einem Antrag der CDU im August 2020 war die Stadtverwaltung schonmal beauftragt worden, zu prüfen, ob für die Errichtung von Tiny-Houses in Tönisvorst ein Bedarf besteht und inwieweit baurechtlich die Möglichkeit geschaffen werden kann, Tiny Houses zu errichten. Im Herbst 2022 hatten darüber hinaus die Grünen gemeinsam mit der Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster gefordert, dass auf dem ehemaligen Kasernengelände Tiny Houses aufgestellt werden sollten. Kurz darauf beauftragte der Ausschuss für Stadtplanung, Regionalplanung und Infrastruktur dann die Stadtverwaltung damit, Sondierungsflächen für solche kleinen Häuser festzulegen und den Bedarf zu ermitteln. Und zuletzt hatte die Verwaltung erste Pläne für das Neubaugebiet an der Feldstraße vorgelegt und darüber informiert, dass dort gegebenenfalls auch Tiny Houses aufgestellt werden könnten.
„Nach unserem Antrag damals haben wir um die 15 Anfragen bekommen, von Interessenten aus Tönisvorst aber auch aus umliegenden Kommunen“, sagt Cox. „Wir müssen jetzt konkreter werden und die Verwaltung an ihre Aufgabe erinnern – immer mit dem Aspekt, dass sie die Aufgabe personell auch stemmen kann.“