Batman in Neersener Keller
Eine Fledermaus hatte sich in ein Einfamilienhaus verirrt. So etwas geschieht nach Aussage eines Nabu-Experten sehr selten.
Neersen. Als Lothar Tillmanns in den Keller seines Einfamilienhauses an der Neersener Fehlingstraße ging, kam ihm ein zunächst unbekanntes Flugobjekt entgegen.
Auf den zweiten Blick entpuppte es sich als eine Fledermaus, die aus welchen Gründen auch immer, ihren Winterschlaf unterbrochen hatte. Lothar Tillmanns machte zunächst die „Schotten dicht“ und schaltete sofort den „Fledermaus-Beauftragten“ des Willicher Naturschutzbundes ein — Jack Sandrock.
Als dieser tags darauf bei einem Lokaltermin den Keller untersuchte, hatte Batman durch die in der Nacht offen gelassene Kellertür aber wieder den Weg ins Freie gefunden.
Kommt so etwas häufiger vor? Jack Sandrock verneint: „Es ist schon mal passiert, dass wir eine geschwächte Zwergfledermaus an einer Willicher Hausfassade oder ein Braunes Langohr in einem Garten in Schiefbahn-Knickelsdorf gefunden haben.“ Man habe dann den Tieren etwas zu trinken gegeben und sie an einen Baum gehängt: „Stunden später waren sie weg.“
Eigentlich befänden sich die Fledermäuse jetzt bis zum Frühjahr im Winterschlaf. „Es kann aber schon einmal passieren, wenn es vier Grad und wärmer ist, dass die Tiere aufwachen und andere Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit suchen“; sagt der Nabu-Experte. Mit Vorliebe würden die Tiere in alten Bunkern oder Stollen überwintern, meist Gebiete in der Eifel anfliegen, da dort die entsprechenden Bauten vorhanden seien.
Fünf Arten habe der Nabu in Willich festgestellt: neben der Zwerg-Fledermaus („Nach den geschilderten Beobachtungen muss es auch so ein Tier in Neersen gewesen sein“) sind dies die Wasser- und Rauhhautfledermaus, das Braune Langohr und der Abendsegler.
Ein starkes Fledermaus-Aufkommen habe man zuletzt durch spezielle Detektoren auf den Willicher Streithöfen festgestellt, so Sandrock. Dort sei die Aufstellung von Windrädern geplant. Dazu werden im Vorfeld die Naturschutzverbände gehört, ob dort auch besondere Tierarten heimisch sind und geschützt werden müssen.
„Wir haben bei unseren Untersuchungen etwa am Streithof schon vor über einem Jahr viele Fledermäuse entdeckt“, erzählt Jack Sandrock. Dort befindet sich noch ein alter Schutzbunker: „Und wir haben in die Eisentür als Einflugschneise einen Schlitz ausgeschnitten und drinnen entsprechenden Nischen gebaut.“
Im September war Sandrock mit den Detektoren wieder dort unterwegs. Schon fast euphorisch erzählt der Naturschützer: „Wir haben dabei Aktivitäten von über 200 Tieren festgestellt.“ Im Januar oder Februar will sich Sandrock den Bunker nochmal genauer ansehen.
Jack Sandrock ist für Hinweise über Entdeckungen dieser an sich ortstreuen Fledermäuse sehr dankbar, Ruf 02154/70 279.