Willich Besorgte Bürger melden zahlreiche tote Jungvögel

Vor allem Meisen sind betroffen. Schuld sind im Hausgarten genutzte Pestizide. Die Nabu-Ortsgruppe Willich schlägt Alternativen vor.

Foto: Achim Hüskes

Schiefbahn. Auf die Frage, was Rosen mit Nistkästen zu tun haben, hat Jack Sandrock eine traurige Antwort: Jungvogelsterben lautet sie. „In den vergangenen Wochen mehrten sich die Anfragen von Bürgern betreffend toter Meisen in den Nistkästen. So etwas haben wir noch nie erlebt“, berichtet der Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe Willich. Es waren immer wieder die gleichen Schilderungen. Die Bürger konnten feststellen, dass die Elterntiere mit Futter in den Schnäbeln die Kästen anflogen, aber unverrichteter Dinge wieder abflogen. Das vielstimmige Gezirpe der Jungvögel fehlte. Die Beobachter öffneten die Kästen vorsichtig und überall bat sich das gleiche Bild: Im Inneren lagen kleine tote Meisen.

Die Anrufe häuften sich dermaßen bei Jack und Monica Sandrock, dass der Ortsvorsitzende sich an die betreffende Vogelfachfrau in der Biologischen Station Krickenbecker Seen wandte. Er ahnte die Antwort zwar bereits, wollte aber eine Bestätigung. Auch in Krickenbeck hatte schon eine Vielzahl von besorgten Bürgern wegen derselben Problematik angerufen.

Das häufige Jungvogelsterben ist auf einen vermehrten Pestizideinsatz in den Hausgärten zurückzuführen. Gerade die Mittel, die gerne bei Rosen eingesetzt werden, wenn ein Blattlausbefall vorliegt, führen zum Tod der kleinen Tiere. Die erwachsenen Meisen picken die Blattläuse als Nahrung für ihren Nachwuchs auf. Dazu kommen Insekten, die wiederum die Blattläuse verspeist haben. Mit all dem füttern die Elterntiere ihren Nachwuchs. Aber die kleinen Körper vertragen die mit Pestiziden belasteten Blattläuse und Insekten nicht. Wobei das Problem nicht nur die Meisenbrut betrifft, sondern auch anderen Nachwuchs.

„Leider ist es immer noch so, dass im normalen Garten gerne zu Pestiziden gegriffen wird. An die Folgen denkt der Benutzer in diesem Moment wahrscheinlich nicht“, sagt Jack Sandrock. Dabei gibt es Alternativen. Die natürlichen Feinde der Blattläuse sind unter anderem Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer. „Die Larven der Florfliegen werden auch gerne als Blattlauslöwen bezeichnet, weil sie extreme Mengen der Blattläuse vertilgen“, sagt Monica Sandrock. Viel sinniger sei es also, diesen natürlichen Feinden der Blattlaus im eigenen Garten Lebensräume zu bieten.

Ohrwürmer fühlen sich in mit Heu oder Holzwolle gefüllten Tonblumentöpfen wohl und für die Florfliegen hat der Nabu entsprechende Kästen entworfen, in denen die Tiere auch überwintern können. Dem Marienkäfer hilft schon ein Laubhaufen im Garten.

Sollten die Blattläuse doch einmal überhandnehmen, helfen einfache Mittel: vorsichtiges Abspritzen mit dem Gartenschlauch oder ein Brennnesselsud. Selbst gegen echten Mehltau bei Rosen kann natürlich vorgegangen werden. Ein Teil Rohmilch oder Vollmilch — keine H-Milch — mit acht Teilen Wasser mischen und einmal pro Woche auf die Rosen sprühen. Die Mischung kann auch vorbeugend angewendet werden.